Der BMW 507 gilt weltweit als einer der schönsten Sportwagen der 1950er-Jahre, wenn nicht gar als eines der schönsten Automobile aller Zeiten. Als der Wagen im September 1955 auf der IAA in Frankfurt erstmals vorgestellt wurde, feierte ihn die Presse überschwänglich als „BMW Sensation“ und als „Traum von der Isar“. Heute, 60 Jahre nach seiner Präsentation, hat dieses Automobil kein bisschen von seiner Faszination verloren – ganz im Gegenteil: Die Bewunderung für diese Skulptur auf Rädern nahm und nimmt immer weiter zu. Grund genug für das BMW Museum, dieses Auto mit einer Sonderausstellung zu würdigen.

An den großen Erfolg des BMW 328 sollte in den 1950er-Jahren ein eleganter Sportwagen anknüpfen, der im Unternehmen zunächst „Typ 528“ bzw. nach seiner Baumuster-Nummer „507a“ genannt wurde.

Verantwortlich für dieses ambitionierte Projekt war ab 1954 Ernst Loof (1907–1956), zunächst Leiter der Sportwagenabteilung und seit 1953 Leiter der BMW eigenen „Forschungs- und Entwicklungsabteilung, Außenstelle Nürburgring“.

Auf Basis des BMW 502 entwickelte Loof mit seinem Team einen jetzt als „BMW 502 Sportwagen“ bezeichneten Prototypen, der von einem 2,6-Liter-V8-Motor angetrieben wurde. Charakteristisch waren die geschwungene Frontscheibe, der Kühllufteintritt ohne Ziergitter, eine Hutze auf der Motorhaube, sichelförmige Luftaustritte an den Seiten und ein Stoffverdeck. Außerdem besaß der Wagen Räder mit Weißwandreifen, verchromten Felgen und Zentralverschluss. Auffallend eng nebeneinander waren die beiden Sitze angeordnet. Erst später wurde an der Front ein Ziergitter angebracht.

Noch vor den ersten Testfahrten auf dem Nürburgring ließ Loof den Prototypen im September 1954 anlässlich einer Schönheitskonkurrenz in Bad Neuenahr vorfahren. Zwar gab´s eine Goldmedaille, doch die Kritik in der Automobilpresse blieb nicht aus. Vor allem meldete sich Max Hoffman, der Importeur europäischer Sportwagen in den USA, zu Wort, der diesem Entwurf keine Chancen auf den Export nach Übersee einräumte.

Hoffman war es auch, der den Kontakt der BMW Entwicklungsabteilung zu dem damals noch relativ unbekannten Designer Albrecht Graf Goertz herstellte, der dann für das endgültige Design verantwortlich zeichnete und schließlich mit diesem faszinierenden Roadster auch seinen Durchbruch feierte. Von den ersten Entwurfszeichnungen Ende Oktober 1954 bis zur Verabschiedung der Karosserieform im März 1955 vergingen nur 20 Wochen.

„Die Zusammenarbeit mit den Mechanikern bei BMW war fantastisch“, erinnerte sich Graf Goertz später, „wenn ich dem Meister sagte, dass ich mehr Platz im Motorraum brauchte, damit ich die Linie der Motorhaube niedriger gestalten kann, sagte der nur ‚kein Problem‘, und ein paar Tage später war der Motor eben fünf Zentimeter tiefer verbaut, so konnte ich meine Designideen ohne Einschränkungen in die Realität umsetzen. Der BMW 507 ist genau so geworden, wie ich ihn haben wollte.“

Graf Goertz zeichnete den 507 als dynamischen Roadster, das Design war von zeitloser Eleganz und überzeugte durch klare Proportionen. Pfeilförmig ragte seine Front nach vorn, lang gestreckt war die Motorhaube, auffällig die schmale Taille und die sich daran anschließende muskulöse Ausbildung der hinteren Kotflügel. Auch beeindruckte der Wagen durch mehrere einzigartige Details wie die seitlichen Kiemen, die „liegenden Nieren“ – damals ein Novum bei BMW, schließlich waren die schmalen, stehenden Nieren bis dahin ein eindeutiges Erkennungszeichen der Bayerischen Motoren Werke – und die moderne, auf den Fahrer zugeschnittene Anmutung des Cockpits. Der BMW 507 war nicht nur ein reinrassiger Roadster, sondern auch ein sportlicher Reisewagen: schnell, elegant, bequem und dennoch keineswegs unsportlich.

Angetrieben wurde der BMW 507 von einem aus dem BMW 502 abgeleiteten V8-Motor mit 3,2-Liter-Hubraum und 150 PS. Als Besonderheit war das Getriebe nicht, wie sonst üblich, direkt am Motor angeflanscht, sondern mit einer kurzen Gelenkwelle ein gutes Stück weiter nach hinten eingebaut. Dies sorgte für eine bessere Achslastverteilung, und als positiver Nebeneffekt musste so bei einem Kupplungswechsel weder Motor noch Getriebe ausgebaut werden.

Trotz der hervorragenden Straßenlage und des kräftigen und drehmomentstarken Motors war dieses Auto nicht primär für den Rennsport gedacht. Dennoch meldete sich der Venezolaner Enrique Muro 1957 mit einem BMW 507 bei der Mille Miglia an. Von 1927 bis 1957 wurde in Italien auf öffentlichen Straßen die klassische Mille Miglia ausgetragen, das mit einem Umfang von 1000 Meilen längste und härteste Langstreckenrennen seiner Zeit. Bei der Großveranstaltung, die am 11./12. Mai 1957 stattfand – es sollte die letzte in der klassischen Form sein – startete Muro in der Klasse Vetture Sport über 2000 ccm und erhielt die Startnummer 525. Leider kam der Wagen, der damals ein ovales deutsches Zollkennzeichen trug, nicht ins Ziel. Pech für ihn, Glück für alle heutigen Besitzer eines BMW 507: Da bei der historischen Mille Miglia ein 507 am Start war, haben heutige Besitzer bei der aktuellen Mille, der wohl weltweit angesehensten Oldtimer-Rallye, das Recht darauf, einen Startplatz zu beantragen.

Vom Design-Geniestreich des Albrecht Graf Goertz und der überzeugenden Technik beflügelt, fertigten auch andere Stylisten auf Basis dieses Sportwagens eigene Entwürfe, darunter die legendären Designer Raymond Loewy und Giovanni Michelotti. An die 1.000 Karosserie-Entwürfe tragen die Handschrift des italienischen Designers Giovanni Michelotti (1921–1980), der für Automobilhersteller wie Alfa Romeo, Ferrari, Lancia und Triumph tätig war. Schon in den 50er-Jahren hatte Michelotti auch mit BMW zusammengearbeitet, beispielsweise beim Design des BMW 700 und der Neuen Klasse. Beeindruckt von der Erscheinung des BMW 507 bestellte Michelotti 1957 in Eigeninitiative bei dem Münchner Autobauer ein entsprechendes Fahrgestell und modellierte dafür eine Karosserie, die er im Mai 1959 auf dem Autosalon in Turin präsentierte. Mit diesem Wagen stellte er eine eigenständige, sichtbar kantigere Designlinie vor. Heute ist nicht mehr bekannt, ob er erwartet hatte, BMW würde auf seinem Entwurf basierend ein Fahrzeug bauen. BMW aber hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits für den Produktionsauslauf des BMW 507 entschieden. Das Unikat mit der Bezeichnung BMW 3200 „Michelotti Vignale“ gelangte über Großbritannien in die USA und wurde 2005 von der BMW Group Classic für die eigene historische Fahrzeugsammlung erworben. Aktuell bereichert Michelottis Entwurf die Sonderausstellung „Familienangelegenheiten. Sonderformen einer Design-Ikone.“ im BMW Museum.

Ein weiteres außergewöhnliches Exponat dieser Sonderschau ist ein bei der Starnberger Werft A. Rambeck gefertigtes Schnellboot. Bei dem aus edlen Hölzern gebauten Motorboot handelt es sich um eine Einzelfertigung, die 1957 von BMW in Auftrag gegeben worden war. Von besonderer Qualität sind die Verarbeitung der Hölzer und Furniere sowie die Originallackierung in Japanrot. Das Design des Boots zeigt viele Details des BMW 507: Lenkrad, Armaturentafel und die seitlichen Kiemen wurden direkt aus dem Auto adaptiert. Für den Antrieb sorgte ein Bootsmotor BMW 401, ein vom Automobilantrieb abgeleitetes 3,2-Liter-V8-Zylinderaggregat, das in seiner Leistung auf 150 PS gesteigert wurde – exakt die Leistung, die auch der Roadster BMW 507 erzielte. Das Boot wurde für den Prospekt des BMW 401 Bootsmotors fotografiert. Um den Prospekt neutral zu halten, wurden auf den Veröffentlichungen die seitlichen Lüftungsschlitze auf den Bildern wegretuschiert. Albrecht Graf Goertz, der Schöpfer des BMW 507, war die bereits 1883 gegründete Bootswerft Rambeck übrigens nicht unbekannt: Auch er gab hier privat Boote in Auftrag.

Zwar hat der BMW 507 nicht die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens Ende der 50er-Jahre verhindern können, doch ist sein Beitrag zum Image der Marke BMW rückblickend unbezahlbar. 1999 präsentierte BMW mit dem BMW Z8 einen Roadster, der erklärtermaßen eine Hommage an den BMW 507 darstellt. Dass diese Hommage ebenfalls überzeugt, zeigt die Tatsache, dass Topexemplare dieses Fahrzeugs inzwischen für das Doppelte ihres Neupreises gehandelt werden.

Der BMW 507, das Vorbild, ist heute ein extrem gesuchtes Sammlerstück, dessen Kaufpreis die Millionenmarke längst überschritten hat, auch und besonders wegen der geringen Stückzahlen, die damals gebaut wurden – denn trotz des außergewöhnlich positiven Echos in der Öffentlichkeit blieben die erhofften Verkaufszahlen aus. Vor allem der amerikanische Markt blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Anders als ursprünglich geplant erfolgte die Fertigung im Rahmen einer Kleinserie. Schließlich sah sich der Vorstand gezwungen, für Dezember 1959, nach nur 254 entstandenen Exemplaren, das Produktionsende zu verfügen.

Der Schöpfer dieser Design-Ikone, Albrecht Graf Goertz, besaß übrigens nie einen eigenen BMW 507, aber er fuhr noch bis weit über seinen 80. Geburtstag hinaus gerne seinen BMW M3.