1983 feierte der Boxermotor in BMW Motorrädern bereits seinen 60. Geburtstag. BMW und Boxer, das gehörte einfach zusammen. Doch dann präsentierte BMW auf dem internationalen Motorradsalon in Paris ein neues Modell, das so gar nicht mehr aussah, wie es alle gewohnt waren und liebgewonnen hatten. Der neue Reihenvierzylinder brach mit Traditionen, die doch unveränderbar schienen. Die Aufregung war darum größer als gewöhnlich bei neuen Modellen. Die einen erkannten den Fortschritt, die anderen fürchteten gar Verrat.

Die Wogen glätteten sich aber schnell, als Tester und Fans zu ausgiebigen Probefahrten starten durften und die K 100 selbst erlebten. Denn danach war alles anders. Die K 100 fuhr sich großartig, Leistungsentfaltung und Handling passten einfach perfekt. Dazu gesellte sich die beruhigende Gewissheit, dass der Boxermotor in einer BMW noch eine lange Zukunft haben würde. Die K 100 sollte ihn nämlich gar nicht ablösen, wie manche sich sorgten, sie erweiterte das Programm um eine neue Alternative. Da kam dann schon manch eingefleischter Boxerfahrer ins Grübeln.

Sich legen bringt Segen.

Der für die K 100 neu entwickelte, wassergekühlte Vierzylinder mit zwei oben liegenden Nockenwellen leistet 90 PS aus 987 ccm. Vier Zylinder in einem Motorrad gab es schon lange, doch so wie die BMW Ingenieure hatte sie noch keiner eingebaut, nämlich liegend. Um 90 Grad gedreht machte sich der Motor richtig flach, das senkte den Fahrzeugschwerpunkt und beeinflusste das Fahrverhalten besonders günstig. Ebenfalls eine Weltneuheit war auch die elektronische Motor- und Zündungssteuerung, die das Beste aus dem Automobilbau ins Motorrad übertrug. Damit die Kraft später adäquat auf der Fahrbahn ankam, gab es hinten eine von der R 80 G/S abgeleitete Einarmschwinge. Armaturen, Schalter und Hebel wurden komplett neu entwickelt. Als Höchstgeschwindigkeit erreichte die unverkleidete K 100 immerhin 215 km/h. Dank besserer Aerodynamik schaffte die elegant und modern wirkende RS sogar 5 km/h mehr in der Spitze.

Vier gewinnt.

Die erste K 100 blieb lange Zeit Gesprächsthema und stahl manchem Konkurrenten die Show. Vier Mal wurde sie als RS sogar zum „Motorrad des Jahres“ gewählt und war ein absoluter Bestseller. Bis 1990 entstanden 12.871 Stück der ersten K 100, von der K 100 RS fast dreimal so viele. Damals sah man in vollverkleideten Motorrädern die Zukunft, heute liebt man längst auch wieder die herrlich nostalgisch wirkenden „nackten“ Bikes.

Die K 100 spiegelt sehr gut die ungebrochene Innovationskraft der BMW Ingenieure, die alte Traditionen zwar gerne pflegen und weiterentwickeln, sich ihnen aber nicht blind unterwerfen. Darum gibt es den Boxermotor nach jetzt bereits schon 95 Jahren immer noch. Was ja auch etwas sehr Beruhigendes an sich hat.