BMW trafen die Nachkriegsjahre hart. Aus Kapazitätsgründen war während des Krieges die Motorradfertigung ins Werk Eisenach verlegt worden, komplett mit den meisten Ersatzteilen und Werkzeugmaschinen. Nach dem Krieg aber bedeutete dies den fast vollständigen Verlust aller Produktionsmittel, selbst die Konstruktionszeichnungen waren verloren. Der „Eiserne Vorhang“ hatte sich gesenkt und Eisenach wurde für die Münchner so unerreichbar wie der Mond.

Die R 24 trat in die Nachfolge der bis 1941 gebauten R 23. Und eine gebrauchte R 23 musste auch als Vorlage dienen, um anhand ihrer Maße überhaupt erst neue Konstruktionszeichnungen erstellen zu können. Denn die lagerten jetzt in Eisenach, also in der Sowjetzone – und damit unerreichbar weit entfernt. Das geplante neue Modell sollte mit nur einem Zylinder und 250 ccm Hubraum einen preisgünstigen Einstieg ermöglichen. Sicher die richtige Entscheidung in jenen mühsamen Nachkriegsjahren, in denen nur die Träume der Menschen groß waren, ihre Kaufkraft aber gering. Immerhin kam mit der Währungsreform im Sommer 1948 endlich die neue D-Mark und beendete den Schwarzmarkt und wilden Tauschhandel. Ein ganzes Land startete mit 40 DM „Kopfgeld“ in ein besseres Leben.

Alles neu aus reiner Not.

Um in München überhaupt wieder Motorräder herstellen zu können, mussten neue Produktionsanlagen beschafft werden. Hinzu kamen Reparationsverpflichtungen der amerikanischen Besatzungsmacht, die bei allen Entscheidungen der Werkleitung mit am Tisch saß. Sie verbot anfangs sogar die Produktion größerer Motorräder über 250 ccm. So konnte 1948 zwar ein neues, sehr ansprechendes Motorrad präsentiert werden, doch erst im Jahr darauf lief die Produktion wirklich an. Dann aber ging es zügig voran, im Frühjahr 1949 feierte man bereits das erste Tausend. 

Einer für alle.

Mit Einzylinder-Modellen hatte BMW schon vor dem Krieg viel Erfolg gehabt. Es gab einen Markt für diese zwar nicht sehr leistungsstarken, doch preiswerten und alltagstauglichen Motorräder mit nur einem Viertelliter Hubraum. Die R 24 entwickelte 12 PS bei 5.600 U/min, genug für knapp 100 km/h Höchstgeschwindigkeit.

Ein Vierganggetriebe war neu, früher mussten es drei Gänge tun. Das Vorderrad wurde mit einer modernen Telegabel geführt, das Hinterrad blieb aus Kostengründen ungefedert. Natürlich wurde sie schwarz lackiert und mit den typischen weißen Zierstreifen veredelt. Sie kostete 1.750 DM, viel Geld für einen durchschnittlichen Arbeiter oder Angestellten (Monatsverdienste um 200 bis 300 DM waren üblich) – doch weit weniger, als für ein Auto verlangt wurde. Dazu kam der kaum vorhandene Gebrauchtmarkt, eine Folge der Kriegsverwüstungen. 

Bereits 1950 löste die R25 die R 24 ab. Neben kleineren Änderungen erkannte man sie vor allem an der Hinterradfederung. 12.020 Exemplare der R 24 wurden gebaut, sie machte den Weg frei zu einem Wirtschaftswunder, das seinen Wunsch nach Mobilität zuallererst mit Motorrädern feierte. Heute steht sie mit ihrer simplen und robusten Machart für eine Zeit, die wie keine andere danach vor allem Aufbruch und neuen Mut symbolisiert.