Keine Geringere als Italiens berühmte Karosserieschmiede Bertone schuf das Design und die fertige Karosserie für den Nachfolger des BMW 503. Der neue BMW 3200 CS war ein elegantes Reisecoupé, souverän motorisiert und geradezu luxuriös ausgestattet. Und es zeigte die Zukunft, die in Mode und Design nur noch eine Richtung zu kennen schien: nach vorne in eine leuchtende Zukunft voller faszinierender neuer Technik.
Er war jung und ein großes Talent. Er studierte Kunst in Turin und entdeckte seine Leidenschaft für Autokarosserien. Mit gerade mal 21 Jahren wurde er Leiter des Bertone Styling Centers. 1960, mit erst 22 Jahren, designte er den BMW 3200 CS. Harm Lagaay, Schöpfer des BMW Z1, hält ihn für den einflussreichsten Automobildesigner des 20. Jahrhunderts und steht mit dieser Meinung nicht allein. Gemeint ist Giorgio Giugiaro.
Leben im Futur.
Kaum ein Jahrzehnt brach im Design so radikal mit der jüngeren Vergangenheit wie die 1960er-Jahre. Was gerade noch heiß geliebt worden war, wirkte plötzlich altbacken und überkommen. Heckflossen und Bonbonfarben, geschwungene Zierleisten und schwülstige Erker aus Blech mit kleinen Krönchen. Junge Designer zerstörten liebgewonnene Sichtweisen, stellten kühle Funktionalität in den Vordergrund und schufen Skulpturen einer Welt im Umbruch. Die neue Lust an Science-Fiction spielte mit der Sehnsucht nach völlig neuen Welten, und alles schien plötzlich möglich.
Ein Reisecoupé neu denken.
Der BMW 3200 CS basiert auf der Technik des Vorgängers 503, doch lässt er dessen wuchtige Größe, die noch Anklänge an Vorkriegssportwagen spüren lässt, komplett hinter sich. Der erste BMW mit dem Kürzel CS wirkt viel leichter und luftiger, trägt das Dach hoch und die großen Fenster selbstbewusst. Keine B-Säule stört die Seitenlinie, dafür hat es bereits den berühmten Hofmeister-Knick in der C-Säule, der so typisch für alle BMW werden sollte. Und es trägt, auch das zum ersten Mal, kreisrunde Heckleuchten, ein Detail, das in der 1966 präsentierten BMW Nullzweier-Reihe bis immerhin 1973 überlebte.
Im September 1961 stand der neue BMW 3200 CS auf der Frankfurter Automobilausstellung, blieb dort aber etwas im Schatten der „Neuen Klasse“, dem heiß erwarteten BMW 1500. Wie oft, wenn jemand etwas Neues wagt, hielten ihn manche Betrachter für zu schlicht, denn er entfaltet seine Eleganz ja gerade durch die bewusste Reduktion.
Anspruchsvoller Antrieb.
Der 3,2 Liter große Leichtmetall-Achtzylinder-Motor wurde auch in der Limousine 3200 S angeboten, er leistet stramme 160 PS und macht das Coupé 200 km/h schnell, damals ein Traumwert. Die Beschleunigung von 14 Sekunden auf 100 km/h ist allerdings nicht besser als bei der Limousine, denn die ist sogar um ein paar Kilogramm leichter als das Coupé. Hier machen sich sowohl die luxuriöse Ausstattung, die sogar erstmalig vier elektrische Fensterheber bietet, als auch der sehr solide Karosseriebau bemerkbar. Aluminium wie beim Vorgänger kam nicht mehr zum Einsatz.
Italienische Karosserie.
Die bei Bertone in Italien gefertigten Karosserien wurden per Bahn nach München gebracht und hier komplettiert. Von einer echten Großserienfertigung konnte keine Rede sein, dafür waren die Stückzahlen zu gering. Doch die handwerkliche Güte der Verarbeitung wurde von Anfang an gelobt und folgte damit perfekt dem Anspruch, den das Werk an diesen Wagen hatte.
Mit einem Preis von 30.000 DM (dafür bekam man bereits ein kleines Haus), bewegte sich das Coupé zu seiner Zeit im absoluten Luxussegment und konkurrierte mit den Besten der Welt. Es blieb mit rund 600 bis 1965 gebauten Exemplaren ein ebenso rares wie exklusives Vergnügen.
Ein Wagen für Kenner.
Bis heute ist der BMW 3200 CS ein Wagen für den Kenner und Genießer. Seine schlichte Eleganz, seine hochwertige Verarbeitung und der gebotene Komfort machen ihn immer noch zum perfekten Reisewagen. Obwohl es nie einen Hype um ihn gab, steigt sein Wert beständig. Doch Interessenten brauchen vor allem Geduld, denn einer dieser ersten edlen CS steht nicht an jeder Ecke, sondern bleibt, was er immer war – selten.
YouTube Filme über den BMW 3200 CS: