Creme 21 ist ein Mythos. In den 70ern von Henkel trotzig gegen etablierte Marken wie Nivea und Co. auf den Markt gebracht, begeistern sich vor allem junge Leute für die Creme in der knallorangen Farbe und die magische Zahl 21, damals das Symbol lang ersehnter Volljährigkeit. Creme 21 war ein eigener Lifestyle, noch bevor jemandem das Wort „Lifestyle“ über die Lippen kam. Es war der Ausdruck von Jugendlichkeit und Lebensfreude in der noch jungen BRD.

Genau dieses Gefühl wollte ein kleines Team von Enthusiasten wieder auf die Straße bringen und gründete vor 13 Jahren die Rallye creme21. Eine etwas andere Rallye.

Wertungsprüfungen? Zeitkontrollen? Die Veranstalter und Teilnehmer der creme21 haben Besseres zu tun. Sie wählen lieber außergewöhnlich schöne Nebenstraßen aus und unterbrechen die Etappen immer wieder mit lustigen Spielchen am Streckenrand. Es geht um die Freude am Fahren – und die Freude darüber hinaus. Da zögert die BMW Group Classic natürlich keine Sekunde, das Rennen ordentlich aufzupeppen. Mit einem Renn-MINI Cooper, einem edlen Rolls-Royce Corniche Convertible, einem BMW 850 CSi, der bayerischen Sportwagenikone M1 und neben anderen Raritäten noch mit zwei BMW Z1 Roadstern mit versenkbaren Türen. In einem dieser Z1 durften wir von der BMW Classic Redaktion an der Seite von Rennfahrer und Moderator Tim Schrick die creme21 miterleben.

Auf dem Hockenheimring geht’s los! Technische Abnahme, Fahrerbesprechung – und schon werden die 200 Teams in geführte Gruppen eingeteilt. Statt mit Vollgas im höchsten Gang durch die Parabolika zu schießen, geht es im maßvollen Tempo voran. Ob das dramaturgische Gründe hat? Egal. Für Tim Schrick ist es ein Frevel, sich so über eine F1-Strecke zu bewegen. Also lässt er sich vor engen Kurven schön zurückfallen und schließt mit einer zügig gefahrenen Querdrift wieder zu den Vorausfahrenden auf. So macht das schon mehr Spaß. Statt nach den nicht vorhandenen Haltegriffen zu suchen, werde ich wüst in meinen Sitz gepresst und bleibe dort haften.

Am nächsten Morgen starten wir in Ludwigshafen. Aus den Auen des Oberrheingrabens geht es auf mit großer Kennerschaft ausgewählten Straßen durch Weinbauregionen, wie man sie aus Bildbänden kennt. Einzig das Wetter versucht uns die Tour zu vermasseln. Aber keine Chance, denn der Z1 liegt auch bei nasser Fahrbahn wie ein Brett auf der Straße.

Als Wertungsprüfungen abseits der Strecke: Büchsenwerfen im Regen. Also schnell wieder ins Auto an die Seite von Tim Schrick, dessen Gasfuß sofort für örtliche Aufheiterungen sorgt. Am nächsten Tag endlich Sonne satt, und wir genießen die Oben-ohne-Qualitäten des Z1. Mehr Fahrtwind gefällig? Einfach Türen herunterlassen. Von Mannheim bis Nürnberg frage ich mich ständig, wo die Macher der creme21 diese sagenhaft schöne Strecke her haben. Immer abseits der Hauptverkehrsstraßen und durch immer neue Regionen und reizvolle Landschaften durchschneiden wir die Republik von West nach Ost und erreichen Nürnberg.

Neuer Tag, neuer Höhepunkt: Es geht durch die Fränkische Schweiz nach Norden. Kurven, Kurven, Kurven. Hauptverkehrswege? Keine gesehen. Großes Kompliment wieder an die Macher! Mittags stehen wir plötzlich auf dem Parkplatz eines Dampflokmuseums, doch die vielen Youngtimer stehlen den alten Schienenfahrzeugen ganz klar die Show. Wir fühlen uns in die 70er-Jahre zurückversetzt, und niemanden würde es überraschen, wenn aus einem der Straßenkreuzer auf einmal Kojak steigen würde. Wir überqueren die ehemalige innerdeutsche Grenze nach Sachsen. Wer hätte gedacht, dass es in Deutschland noch so viele Alleen mit jahrhundertealtem Baumbestand gäbe? Wir genießen das Echo, das jeder einzelne Baumstamm ins Innere unseres Z1 zurückwirft, machen mit beim Teebeutelweitwurf und staunen nicht schlecht, als die Landstraße auf einmal breiter wird und sogar Curbs auftauchen. Klar: Schleizer Dreieck, Deutschlands älteste Natur-Rennstrecke. Tims Fuß senkt sich, meine Mundwinkel zieht es unwillkürlich nach oben. Hoch auch die Tassen auf der Party am Abend des vorletzten Tages, dem traditionellen Höhepunkt der Rallye. Wir sind in Leipzig und dürfen am nächsten Morgen ausschlafen.

Der Start zur letzten Etappe findet rücksichtsvoll erst am späten Vormittag statt vor - den Toren des Leipziger BMW Werks. Wir erkunden das durch den früheren Braunkohleabbau geprägte Umland.

Zur Siegerehrung wieder eine Überraschung: Zu gewinnen gibt es Flohmarktartikel in – hätte man sich ja denken können – oranger Farbe. Das Gesamtsiegerteam jubelt über eine Deckenlampe. In Orange. Das war meine erste creme21, aber sicher nicht meine letzte. Wie sagte doch einer der Teilnehmer so treffend: „Die ganze Veranstaltung ist wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene.“