Daytona-Orange. Allein der Name ist schon eine starke Ansage und macht neugierig. In den quietschbunten siebziger Jahren musste man sich etwas Besonderes einfallen lassen, wollte man noch auffallen. Der BMW R 90 S gelang es von Anfang an. Über die auffälligen Lackierungen in sogenannten Rauchtönen wie Silberrauch und Daytona-Orange sprachen auch überzeugte Automobilisten. Farbige Anzeigen präsentierten den neuen bayerischen Dampfhammer vor monochromem Schwarz. Was für ein Auftritt.

Zeitenwende.

Nachdem ab Mitte der fünfziger Jahre immer mehr Menschen vom Motorrad auf das Automobil umgestiegen waren, veränderte sich der Markt in den sechziger Jahren wiederum. Motorrad fuhr nun eine ganz andere Zielgruppe, nämlich jene, die sich durchaus ein Auto leisten konnten (und oft auch besaßen), aber das offene Fahren auf zwei Rädern liebten. Motorradfahren war kein Notbehelf mehr, sondern wurde zur Lebenseinstellung. Sportlichkeit war angesagt, und da passte eine kräftige „Maschine“ wunderbar dazu.

Während viele berühmte Marken den Anschluss verpassten und für immer verschwanden, gelang es BMW, sich mit seinen ebenso soliden wie bewährten Modellen gut zu behaupten. Nicht nur Polizisten auf der ganzen Welt fuhren gerne BMW Motorräder, jedes Kind erkannte eine BMW in ihrem typischen Schwarz mit weißer Linierung, mit dem unverwechselbaren Boxermotor und dem sonoren Boxersound.

Doch jetzt wuchs ein neuer Konkurrent im Fernen Osten heran. Japan wurde unaufhaltsam neue Exportmacht, und seine vielen erfolgreichen Marken bliesen kräftigen Wind in einen sich stark verändernden Markt. Leistung und Design wurden wichtiger denn je.

Muth zur Veränderung.

Bei BMW nahm man die Herausforderung natürlich an. Neue Ideen waren gefragt, auch unkonventionelle. Zum ersten Mal zeichnete jetzt ein Designer ein neues Motorradmodell, vorher hatten das die Techniker quasi nebenbei erledigt. Hans A. Muth, der eigentlich für das Auto-Interieur zuständig war, schuf in kurzer Zeit einen starken neuen Auftritt, der die Zukunft wies. Frontverkleidung und Heckdesign ließen die neue R 90 S sportlich und modern aussehen.

Dazu entlockten findige Ingenieure dem Motor stramme 67 PS, nicht zu viel für das überragende Fahrwerk mit seiner doppelten Scheibenbremse an der Vorderradgabel. Fast 200 km/h lief eine R 90 S, und sie fiel auf im Straßenbild, nach ihr drehten sich Passanten staunend um. Sie wurde ein großer Erfolg und trug viel zum neuen Image der Marke BMW Motorrad bei.

Trendsetter.

Nachfolgerin wurde die R 100 RS, die mit konsequentem und fast schon futuristischem Styling BMW eine neue Führungsrolle verlieh. Doch die gerade für heutige Betrachter so reduzierte, ja schlanke Linie einer R 90 S, egal ob im eleganten Rauchsilber oder selbstbewussten Daytona-Orange, ist im Grunde nichts hinzuzufügen. Sie wurde zum Klassiker im besten Sinne, man freut sich einfach, wenn man sie wiedersieht. Im Süden würde man rufen: „Bella macchina!“

 

Daten und Fakten:

BMW R 90 S 1973 – 76

67 PS bei 7.000 U/min, 898 ccm, 76 Nm Drehmoment

Spitze: 198 km/h

5 Gänge

Stückzahl: 17.465

Preis 1973: 8.510,– DM