Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und politische Verwerfungen prägten die späten 20er- und frühen 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Nicht eben rosige Zeiten für Automobilhersteller, denn ein eigenes Fahrzeug musste man sich erst mal leisten können. Mit seinen Motorrädern und Kleinwagen passte BMW besser als viele andere zur neuen Bescheidenheit. Die aus dem DIXI-Lizenzbau des Austin Seven weiterentwickelten BMW 3/15 und vor allem der in wesentlichen Teilen neu geschaffene 3/20 von 1932 waren muntere kleine Automobile, die sich einen guten Ruf erworben hatten.

Der neue BMW 303 startete jetzt bereits mitten in den ersehnten Aufschwung, er durfte darum etwas ehrgeiziger ausfallen. Ungewöhnlich an dieser kompletten Neukonstruktion war sicher sein Motor, ein nur 1.173 ccm großer Sechszylinder-Reihenmotor mit zwei seitlichen Vergasern. So etwas bot sonst keiner in dieser Klasse. Laufruhe und Leistungsentfaltung unterscheiden einen Sechszylinder deutlich von gleich großen Motoren mit nur vier Brennkammern. Ihr Massenausgleich ist deutlich besser, Laufruhe und Drehmoment liegen bei gleicher Leistung höher.

Das erste BMW „Fahrerauto“.

Dieser anspruchsvolle Motor machte den BMW 303 zu einem im Vergleich zur Konkurrenz recht munteren Gefährt. 30 PS sorgten bei einem Leergewicht von 750 kg für eine Spitze von 90 km/h. Der nur ein Jahr später präsentierte, optisch identische BMW 315 knackte mit der jetzt auf 1,5 Liter vergrößerten und 34 PS leistenden Version bereits die Hundert. Zu seiner Zeit war das die Marke, um in den Olymp der automobilen Spitzenklasse gehoben zu werden.

Gleichfalls etwas Besonderes war aber auch sein neu konstruiertes Fahrgestell mit leichtem Stahlrohrrahmen, das zum Vorbild für spätere Modelle werden sollte, selbst jenen, die bei der Mille Miglia antraten. Der gerade neu zu BMW gewechselte Chefkonstrukteur Fritz Fiedler schuf dazu mit neuen Achsen, einer gelungenen Federungsabstimmung und der direkten Zahnstangenlenkung das erste echte „Fahrerauto“ in der BMW Geschichte, Ursprung des sportlichen Mythos.

Vom Start weg erfolgreich.

Der BMW 303 präsentierte sich zum ersten Mal als Prototyp im Februar 1933 bei der Berliner Automobilausstellung der Öffentlichkeit. Ab April begannen die ersten Auslieferungen. Gebaut wurde er wie alle BMW Autos in Eisenach, die Karosserien für die geschlossenen Ausführungen lieferte das Karosseriewerk in Sindelfingen. Es gab den 303 ab Werk als Limousine, Cabrio-Limousine, 4-sitziges Cabriolet, 2-sitziges Sportcabriolet, Tourenwagen oder Chassis zum Selbsteinkleiden.

Das neue Gesicht.

Mit 3.600 Reichsmark Grundpreis für die zweitürige Limousine war der BMW 303 natürlich nur etwas für „Gutverdiener“. Doch die gab es jetzt zunehmend wieder. Er zeigte zum ersten Mal die so typische Nierenform im Kühlergrill, die man fortan vor allem mit Sportlichkeit und Leistungsfähigkeit verbinden sollte. Nach nur einem Jahr löste ihn 1934 bereits der 315 ab, der mit dem vergrößerten Hubraum etwas ausgewogener schien. Mit dem Typ 309 wurde die Palette noch um einen Vierzylinder ergänzt, der all jene Kunden ansprechen sollte, die den bewährten und 1934 eingestellten 3/20 vermissten. Über alle Karosserievarianten hinweg entstanden so wohl rund 2.300 Stück des BMW 303.

Ein BMW 303 ist heute natürlich eine Rarität und etwas ganz Besonderes. Doch ihm gelingt, was sonst nur wenigen Vorkriegsklassikern vergönnt ist: Er wird auch von vielen Laien bereits von Weitem als BMW erkannt. Sofern sie ihn von vorne sehen, natürlich.

Video eines BMW 303, der aus gesammelten Einzelteilen wiederauferstehen durfte:

https://www.youtube.com/watch?v=iicAva5xml4