Bereits als Kind träumte er davon, Rennfahrer zu werden. Georg „Schorsch“ Meier machte seinen Traum wahr und schaffte es bis an die Spitze. Doch dann kam der Krieg und veränderte alles. Nach dem Krieg organisierte er die ersten Rennen und fuhr der Konkurrenz auf und davon. Dazu begründete er sein eigenes Unternehmen und verkaufte sehr erfolgreich Autos und Motorräder jener Marke, der er zeitlebens sehr verbunden blieb – BMW.

Georg Meier wird 1910 im bayerischen Mühldorf am Inn geboren, wo aus jedem Georg sofort ein „Schorsch“ wird. Sein Vater ist Eisenbahner, die Familie lebt mit den sieben Kindern in bescheidenen Verhältnissen. Schon früh fällt seine Motorradbegeisterung auf, doch seinen Wunsch, mal Polizist oder Rennfahrer zu werden, nimmt anfangs keiner ernst. Mit fünfzehn beginnt er eine Mechanikerlehre, mit siebzehn erst hat er ein eigenes Zweirad, ein Fahrrad. Damit startet er dann gleich zu einem Rennen rund um den Chiemsee. Für den 12. Platz bekommt er ein paar Fahrradschläuche. Doch sein Ehrgeiz ist geweckt.

Polizist oder Rennfahrer – er wird beides.

Nach Abschluss der Lehre und kurzen Zwischenspielen bewirbt sich der Achtzehnjährige erfolgreich bei der Polizei. 1930 tritt er seinen Dienst bei der Bereitschaftspolizei München an. Es dauert aber noch einmal zwei Jahre, bis er endlich den Führerschein erwerben und sich ein eigenes Motorrad kaufen kann, eine kleine Victoria. Dienstlich sitzt er da aber bereits auf einer BMW R 4 und fällt mit seinen Fahrkünsten auf. Die Chance kommt 1933, als die Polizei eine eigene Mannschaft auf die berühmte 2.000-Kilometer-Deutschlandfahrt schickt. Das Ziel in Baden-Baden erreicht der unbekannte Polizist Meier als Erster, mit sagenhaften vier Stunden Vorsprung.

Dienstauftrag: Sieg!

In den nächsten Jahren ergeht nun oft der Dienstauftrag zu Gelände- und Zuverlässigkeitsfahrten, auch im harten Winter und mit ausklappbaren Kufen. Dabei erwirbt er sich zusammen mit zwei Teamkollegen den Ruf als „Gusseiserner“. 1937 „verleiht“ ihn die Polizei an die BMW Werksmannschaft und er überzeugt als Sieger im Abschlussrennen der Internationalen Sechstagefahrt. BMW setzt ihn im Folgejahr im Straßensport ein und Meier kann jetzt auch bei internationalen Rennen zeigen, was in ihm steckt. Am Sachsenring, in Assen und Monza gewinnt er und am Ende der Saison ist er Europameister, ein neuer Star. Sogar die Autoindustrie testet ihn und für 1939 bekommt er einen Vertrag als Werksfahrer bei der Auto Union.

Tourist Trophy reloaded.

Nur etwas wurmt ihn. Das berühmte Motorradrennen 1938 auf der Isle of Man hatte für ihn schon kurz hinter dem Start geendet – ein Zündkerzenproblem. 1939 will er es darum unbedingt noch einmal versuchen. Tatsächlich darf er es trotz aller neuen Verpflichtungen. Und schreibt Geschichte. Auf seiner Kompressor BMW gewinnt Schorsch Meier als erster Ausländer auf einer nichtenglischen Maschine die Senior Tourist Trophy. Damit reiht er sich endgültig bei den ganz Großen ein. Doch dann kommt der Krieg und beendet alles.

Neustart als Unternehmer.

Ende der 40er-Jahre gründet Schorsch Meier sein eigenes Unternehmen, beteiligt sich sogar an der Sportwagenschmiede Veritas, die gebrauchte BMW 328 modernisiert und Rennwagen baut. Er startet auch wieder selbst bei Rennen, 1948 gewinnt er 14 Mal. In seiner Baracke an der Dachauer Straße kann er zuerst nur Fahrräder anbieten, 1950 aber schließt er gleich zwei Verträge mit BMW: einen als Motorradhändler, den anderen als Werksrennfahrer. Er ist jetzt fast vierzig, hat aber das Gefühl, noch etwas von der verlorenen Zeit nachholen zu müssen. Denn er ist immer noch schnell, fünf Deutsche Meistertitel nach dem Krieg beweisen es eindrucksvoll. Den letzten holt er sich 1953, dann gibt er die „Rennerei“ auf. Besser gesagt, fast.

Ganz nebenbei lernt er seine Frau kennen, heiratet, wird Familienvater. Der Betrieb läuft gut, viele Kunden wollen ihn natürlich persönlich kennenlernen, er ist ein Idol. Das Publikum freut sich, wenn es ihn und seine legendäre Kompressor BMW bei Gastauftritten wiedersieht. Er ist ein leutseliger Star zum Anfassen, lacht viel und gern, Allüren sind ihm fern. In den 60er-Jahren sind seine „Meierschen Hüttenwerke“ stattlich herangewachsen, rund 200 Beschäftigte arbeiten in einem der weltweit größten BMW Betriebe. Seine Freundschaft mit Andreas Glas macht ihn sogar zum Mittler beim Verkauf der Firma Glas in Dingolfing an BMW. Und 1969 wird die Schorsch Meier GmbH die erste BMW Werksniederlassung überhaupt. Ihr berühmter Chef möchte endlich ein wenig mehr Zeit für sich und die Familie. Doch auch im Ruhestand bleibt er seiner Marke verbunden, seinen letzten großen Auftritt hat er 1989, als er 50 Jahre nach seinem spektakulärsten Erfolg „seine Kompressor BMW“ für eine Ehrenrunde um die Isle of Man bewegt.

Am 19. Februar 1999 stirbt Schorsch Meier. Auf dem Sterbebild ist er als Rennfahrer zu sehen, daneben steht: „Ois gwunna!“