Der BMW 3/15, im Volksmund meistens „DIXI“ genannt, war das erste BMW Automobil überhaupt. Er wurde ein großer Erfolg, weil er klein war, denn das passte in die Zeit. Er besaß englische Wurzeln und bildete die Brücke zu bald sehr sportlich-eleganten Brüdern. Bis heute hat er eine begeisterte Fangemeinde.

Die Geschichte des allerersten BMW Automobils ist, wie die Zeiten damals waren, ereignisreich und voller Brüche. Die Zeiten waren die 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts und für die meisten Bürger alles andere als golden. Inmitten politischer Wirren machte eine verheerende Inflation Bargeld Tag für Tag wertloser. Wer eine Ware verkaufte, musste sein Geld also möglichst rasch wieder loswerden, um nicht allzu bald mit leeren Händen dazustehen.

Hersteller teurer und hochwertiger Güter litten besonders. Zu ihnen gehörten fast alle Automobilproduzenten, denn ein Auto war mehr denn je purer Luxus. Anders als bei Ford in Detroit glichen deutsche Hersteller eher Manufakturen, ein echtes Fließband hatte keiner, die Stückzahlen lasen sich entsprechend bescheiden. Was in den USA jeden Tag vom Band rollte, schaffte man hierzulande kaum in einem Jahr. Reihenweise starben berühmte Marken, andere schlossen sich zusammen, um in der Folge des New Yorker Börsencrashs im Oktober 1929 dann doch untergehen zu müssen.

Traum vom Fliegen.

BMW wollte eigentlich Flugmotoren bauen, eine Kunst für sich, denn in luftiger Höhe funktionieren gewöhnliche Motoren nur schlecht. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg aber durfte man genau das nicht mehr. Der Motorradbau erwies sich als Ausweg. Denn Motorräder waren erschwinglicher als Autos, und BMW baute bald hervorragende Motorräder. Zum Ende der 20er-Jahre schien sich die Wirtschaft zu erholen, mehr Bürger konnten sich wieder etwas leisten, die Kaufkraft wuchs rapide. BMW erwarb darum eine komplette Automobilfabrik, um das Angebot weiter auszubauen. Die hoch verschuldete, aber gut ausgestattete Fahrzeugfabrik Eisenach, die Autos mit dem Markennamen DIXI baute, erwies sich als sehr geeignet.

Luxusmarke DIXI.

DIXI war eigentlich eine teure Luxusmarke mit großen, mitunter sogar gewaltigen Modellen. In den Wirren der Nachkriegsjahre und dem Chaos der Inflation hatten es die Eisenacher darum besonders schwer. Viel zu spät versuchte man sich mit kleinen Autos zu retten, ein Lizenzbau des sehr erfolgreichen englischen Austin Seven versprach schnelle Hilfe. Als DIXI 3/15 PS (3 Steuer-PS, 15 wirkliche PS) wurde der kleine Wagen tatsächlich rasch ein Hit. 1928 übernahm BMW das Werk, strich die Luxusmodelle und ließ nur den Kleinen munter weiterrollen. Mit der Übernahme gab es auch eine verbesserte Version, aus DIXI wurde BMW.

Small Britain.

Das Vorbild Austin Seven erschien bereits 1922. Seine raffinierte Konstruktion und sein günstiger Preis machten ihn zu einem der erfolgreichsten Kleinwagen seiner Zeit. Nicht nur in Deutschland wurde er in Lizenz gefertigt. Die Eisenacher passten ihn den neuen Anforderungen an, zum Beispiel durch eine Linkslenkung. Die Umstellung zum BMW 3/15 bescherte ihm bessere Vierradbremsen und einen breiteren Aufbau durch den Fortfall der Trittbretter.

Werbemotto: „Innen größer als außen!“

15 PS leistete das Vierzylinderherz bei 3.000 Kurbelwellenumdrehungen aus einem knappen Dreiviertelliter Hubraum. Da nicht mal eine halbe Tonne (ohne Insassen) bewegt werden musste, reichte es für stramme 75 km/h. Das Dreiganggetriebe gab die Kraft an die Hinterräder ab. Er kostete um 1930 ganze 2.175 Reichsmark, nicht viel mehr als ein großes Motorrad und deutlich weniger als die meisten anderen Autos.

Überhaupt wurde der kleine BMW ständig verbessert. Eine hochmoderne Ganzstahl-Karosserie lieferte Ambi-Budd in Berlin. Üblich war damals noch eine Holz-Blech Gemischtbauweise. Kurbel statt Schiebefenster erhöhten den Komfort. Auch verstellbare Sitze gab es jetzt. Neben der beliebten Limousine konnte man ihn auch als Cabriolet (Zweisitzer oder größerer Tourer), als Coupé oder Lieferwagen (immerhin 250 Kilo Nutzlast) bekommen. Die Krönung bildete aber der BMW Wartburg. Das war ein schicker Roadster mit modischem Bootsheck, umklappbarer Windschutzscheibe und höherer Motorleistung (18 PS). Er kostete allerdings gut 600 Reichsmark mehr. Mit ihm begann der Siegeszug sportlicher BMW bei den äußerst populären Autorennen.

Ende gut.

1932 präsentierte man den größeren und moderneren BMW 3/20. Der Lizenzvertrag mit Austin wurde aufgelöst, und fortan wurden eigene, neue Wege beschritten. Wie erfolgreich die waren, ist altbekannt. Nur wenige Jahre später baute BMW berühmte Sportwagen wie den 328 oder Design-Ikonen wie den 327.

Der kleine DIXI aber bleibt unvergessen. Mit ihm fing alles an, auch wenn er niemals so hieß, wie ihn heute alle nennen: BMW DIXI. Ganz falsch ist es aber auch nicht.