Die Zwölf ist ein häufiges Symbol. Im Motorenbau steht sie für die Königsdisziplin. Wo ein Vierzylinder als gewöhnlich, ein Sechszylinder als ambitioniert und ein Achtzylinder als gewaltig gilt, markiert der Zwölfzylinder jene edle Spitze aus Leistung und Laufkultur, wie sie nur wenige erreichen. Der BMW 850CSi war das Beste, was man 1992 bei BMW kaufen konnte. Sein außergewöhnlicher Zwölfzylinder wurde legendär.

Im Dutzend teurer.

Der Aufwand ist enorm. Zwölf Zylinder bedeuten zwölf Kolben bedeuten 24 Ventile. Viele bewegte Teile, die sehr präzise zusammenarbeiten müssen. Wozu aber das Ganze, wenn ein Sechs- oder Achtzylinder die gleiche Leistung bieten könnte? Oder gar ein mächtig aufgeblasener Turbo-Vierzylinder? Das liegt am Auf und Ab der Kolben. Die vielen Brennkammern gleichen die bei allen Hubkolbenmotoren unvermeidlich starken Vibrationen und Schwingungen perfekt aus. Kein Motor läuft darum so seidenweich, kultiviert und geschmeidig wie ein gut konstruierter Zwölfzylinder. Dabei steht nicht mal die reine Leistung im Vordergrund, es ist vielmehr die besondere Art des Fahrkomforts.

Grand Tourisme.

Ein gelungenes Coupé vereint Luxus und Stil, es ist ein Statement seines Besitzers, ähnlich einem aus  Architektur oder Kunst. Es verzichtet bewusst auf einen Teil des praktischen Nutzens zugunsten des Designs. Unter der Leitung des BMW Chefdesigners Claus Luthe zeichnete Klaus Kapitza die Außenhaut des edlen Zweitürers, dessen Front Erinnerungen an den M1 weckte. Angedeutete Kotflügelverbreitungen und Klappscheinwerfer lassen ihn bis heute äußerst kraftvoll und hochwertig wirken. Aufwendige Details wie die voll versenkbaren Seitenscheiben (ohne B-Säule) oder die in die Sitze integrierten Gurte zeichneten ihn aus. Dazu kamen eine Vielzahl modernster Elektronik und eine Verarbeitungsgüte, die Maßstäbe setzte. Man konnte eher von liebevoller Manufaktur als von Großserie sprechen. Er war die Referenz für Anspruch und Können von BMW.

State of the Art.

Der BMW 850CSi kam 1992 als neue Spitzenversion der bereits seit drei Jahren verkauften Baureihe. Er leistete jetzt 380 PS aus 5,6 l Hubraum (550 Nm) und blieb mit einer Beschleunigung von 5,7 Sekunden auf 100 (knapp 20 auf 200) der schnellste je gebaute 8er. Spitze 250 km/h, abgeregelt. Das Ganze kombiniert mit einem knackig zu schaltenden Sechsgang-Getriebe.

Autotester zeigten sich entsprechend beeindruckt. Wolfgang König schrieb in auto motor und sport 3/93, dass dieser BMW „zweifellos eine Klasse für sich ist“ und das „Niveau echter Weltklasse-Sportwagen erreicht“. Im Vergleich mit zwei anderen sehr renommierten Zwölfzylinder-Coupés fiel sein Fazit am Ende eindeutig aus: „Der heiße Tip im Trio der Zwölfzylinder: BMW 850CSi“.

Von 1992 bis 96 entstanden im bayerischen Dingolfing gerade mal 1.510 Stück. Zum Vergleich: Das Modell 850i bzw. 850Ci brachte es auf über 20.000. Der CSi krönte die Baureihe, hatte aber auch seinen stolzen Preis und blieb ein seltenes Exemplar.

8er mit Steuermännern.

Beim BMW Celebration Day im August 2016 kamen erstaunlich viele 8er der Baureihe E31. Das schöne Coupé erfreut sich also immer noch großer Wertschätzung. Der BMW Club E31 ist eine eingeschworene Gemeinschaft echter Fans, mittlerweile hat sie 450 Mitglieder.

Teilweise stehen beeindruckende Laufleistungen von über zwei- oder dreihunderttausend Kilometern auf den Zählern. Bei den Besitzern nachgefragt, lässt sich ein gut gepflegter 850i mit durchaus überschaubarem Jahresbudget bewegen, ganz billig ist es natürlich nie. Clubpräsident Ralf Pusch rät Interessenten, sich vorher den Rat eines Experten zu holen, wenn man einen der durchaus häufig angebotenen Zwölfzylinder ins Auge gefasst hat. Auch darum hat man ja diesen Club gegründet, zum Austausch an Erfahrungen und gegenseitiger Hilfe (www.clube31.de).

Der 850CSi hat allerdings auch hier eine gewisse Sonderstellung. Man muss nämlich erst mal ein geeignetes Exemplar finden. Durch die geringe Stückzahl macht er sich heute rar. Wie heißt es so schön: An der Spitze wird es einsam.