Der BMW 327 weckte bereits bei seiner Vorstellung 1937 große Begeisterung. Seine geduckte, aerodynamische Form wirkte schon im Stand schnell, sein modernes Design zeigte die Zukunft. Er wurde zu einer Ikone des Karosseriedesigns, die auch 80 Jahre später noch immer fasziniert und überzeugt. Längst ist er ein ebenso rares wie heiß begehrtes Sammlerstück.

Der Automobilbau der 1920er-Jahre ließ zunehmend die wilden Experimente und die handwerkliche Improvisation hinter sich. Vor allem die Amerikaner zeigten, was möglich war, um kostengünstig gebrauchstüchtige Massenware zu produzieren. Die Konzeption eines Autos schien ihre endgültige Reife erlangt zu haben, das Aussehen ähnelte sich, egal ob groß oder klein. Auf ein Fahrgestell mit Achsen und Motor wurde eine Karosse aus Holz und Blech gesetzt. Kotflügel und Scheinwerfer standen frei, die Motorhaube verjüngte sich nach vorn und der Kühler stemmte sich aufrecht in den Fahrtwind. Doch jetzt tauchten neue Verfahren zur Blechpressung und Schweißtechnik auf und schufen Freiräume für künstlerische Ideen. Daneben verlangten stärkere Motoren und neu erbaute Schnellstraßen nach besserer Aerodynamik. Die 1930er-Jahre lösten sich endgültig von der „Kutschenform“ und begründeten das moderne Automobildesign.

Form follows Emotions.

Der BMW 327 wurde 1937 vorgestellt und war von Anfang an eine Sensation. Schon im Stand wirkte er überaus dynamisch und kraftvoll, ganz als würde er sich bewegen. Seine niedrige Karosserie „duckte“ sich ähnlich einem Flugzeug geschmeidig durch den Luftstrom. Die abgerundete Front mit geschwungenen Kühlluftöffnungen und dem Kühler separat dahinter beendete die Zeit ornamentaler Kühler in „Tempelform“. Integrierte Scheinwerfer wurden gerade erst en vogue, eine geteilte und angewinkelte Windschutzscheibe umging geschickt das Problem, Glas noch nicht in runden Formen verzerrungsfrei herstellen zu können. Und schließlich das sanft auslaufende Heck mit den abgedeckten Rädern und dem integrierten Reserverad, das sich geschützt unter einem Deckel verbarg, dessen Form aber ein wichtiger Teil des Gesamtdesigns blieb. Bis heute fasziniert der BMW 327 aus jedem Blickwinkel, gerade als Coupé, und hat auch nach 80 Jahren nichts von seiner ungemein sportlichen Wirkung verloren.

Souveräner Sechszylinder.

Schon damals war der Sechszylinder ein Markenzeichen von BMW. Ungemein laufruhig, drehmomentstark und ausdauernd trug er viel zum Ruf der noch jungen Automobilmarke bei. Im BMW 327 leistete er 55 PS aus knapp 2 Liter Hubraum und sorgte für souveräne 125 km/h, damals ein Spitzenwert. Auf Wunsch war ein Hurth-Schnellganggetriebe lieferbar, es reduzierte die Drehzahl bei hohen Geschwindigkeiten, perfekt für die neuen Autobahnen. Ein Jahr später, 1938, konnte der BMW 327 auch mit dem Motor des neuen Sportwagens BMW 328 bestellt werden, als Typ BMW 327/28. Das bedeutete dann 80 PS und 140 km/h, womit er endgültig zu den Schnellsten im Lande gehörte. Dabei wog der BMW 327 nur 750 kg, nach heutigen Maßstäben war er ein absolutes Leichtgewicht.

Klasse ohne Masse.

Obwohl der BMW 327 bei seiner Vorstellung fast schon futuristisch wirkte, konnte von einer modernen Großserienfertigung, wie sie in den USA längst üblich war, keine Rede sein. Das Werk Eisenach wäre dazu gar nicht in der Lage gewesen und die dafür erforderlichen Investitionen hätten sich in Deutschland, wo nur wenige überhaupt an ein eigenes Auto denken konnten, auch nicht gelohnt. Einen kaufkräftigen Massenmarkt gab es schlichtweg nicht.

Alle BMW und damit auch der 327 entstanden überwiegend in klassischer Handarbeit nach bewährtem Muster, egal ob Cabriolet oder Coupé. Geschickte Fachkräfte bauten den Karosserierahmen aus Holz und passten alle Blechteile individuell an. Das Ergebnis waren sehr hochwertige Fahrzeuge der Luxusklasse, die mit 7.450 Reichsmark für das Coupé und 7.500 für die offene Version nur für äußerst solvente Kunden erschwinglich waren. 1941 endete die Produktion des BMW 327, da war der private Erwerb von Automobilen längst verboten. Insgesamt entstanden 1.304 BMW 327 und 569 Modelle des stärkeren BMW 327/28, Coupé und Cabriolet zusammengefasst.

Später Nachhall.

Die sensationelle Karosserieform des BMW 327 sollte sich im ersten BMW widerspiegeln, der nach dem Krieg den Neubeginn markierte, im BMW 501 „Barockengel“. Doch der stand nun bereits neben der nächsten Revolution, die stattgefunden hatte: der Pontonkarosserie, die im Grunde ein Dreibox-Design war aus zwei kleinen Quadern und einem großen Quader in der Mitte. Der BMW 501 erscheint heute wie eine späte Verbeugung vor einer Linie, die BMW einst unverwechselbar und berühmt gemacht hatte, und die im BMW 327 eine Ikone der Automobilgeschichte erschuf.

Auch heute spielt der BMW 327 seine Rolle perfekt. Er ist ein absoluter Traumwagen, für die meisten unerreichbar, doch schön wie ein Kunstwerk. Und er drückt schon im Stand aus, zu was er geschaffen wurde: zur Freude am Fahren.

 

Einen BMW 327 in Bewegung gibt es hier:

https://www.youtube.com/watch?v=2obKUqyAWwc