Klein, praktisch und doch „very british“. Die Kombiversion des Mini trug ihre hölzernen Verzierungen mit dem Stolz gewachsener Tradition, dem auch neue Fertigungstechniken im Karosseriebau nichts anhaben konnten. So erfreuen der „Landmann“ und der „Reisende“ seine Besitzer bis heute mit dem Ambiente eines rustikalen Fachwerkhauses. Austin Seven Countryman und Morris Mini Traveller sind längst Kult.

Karosseriebau war mal Stellmacherarbeit. Ein kunstvoll verzapftes Holzgerüst bildete dabei stets die tragende Grundstruktur, darauf kamen Blech und Leder, welche mit vielen kleinen Nägeln befestigt die Karosserie formten. Großes Geschick und Können waren erforderlich – und es kostete Zeit. Bis man in Amerika in den 1920ern begann, Bleche zu pressen und sie miteinander zu verschweißen. Das war nicht nur viel robuster, sondern auch wesentlich schneller zu fertigen. Die Ganzstahlkarosserie war erfunden. Doch Sonderaufbauten und sehr große Fahrzeuge blieben noch lange bei Holz und Blech. Die ersten Kombinationswagen, die „Station Wagons“, gehörten natürlich auch dazu. Dazu sahen sie gut aus. Ihre sichtbaren Holzgerüste bildeten einen schönen Kontrast zum lackierten Blech und bald war es nicht nur eine fertigungstechnische Notwendigkeit, sondern ein luxuriöser Stil. Der „Woodie“ war geboren, der „Hölzerne“.

Mini – der Revolutionär.

Sir Alec Issigonis entwickelte 1959 einen Kleinwagen, der bis heute die Vorlage für alle modernen Nachfolger liefert. Der Mini war mit seinem Frontantrieb und dem quer eingebauten Motor revolutionär. Und es sollte von ihm wie auch beim überaus erfolgreichen Morris Minor einen praktischen Kombi geben. 1960 kamen darum der Austin Seven Countryman und der baugleiche Morris Mini Traveller auf den Markt.

Die hölzernen Streben ab der B-Säule waren natürlich nur Dekoration, denn sie mussten der modernen, selbsttragenden Stahlblechkarosserie des Mini keine Festigkeit mehr verleihen. Doch der konservativ gestimmte Käufer, zumal im traditionsverliebten England, verband das Holz seit jeher mit der Bauart des praktischen Kombis. Es gehörte einfach zusammen. Und sah es nicht immer noch wunderbar aus? Zumal im Kontrast mit einem gedeckten Grün oder Blau der Karosserie. Es verlieh dem durch und durch modernen Mini sogar etwas historisch Gewachsenes. Für den Export in andere Länder ließ man es bald weg und diese schlichtere Version gab es auch in England auf Wunsch. Fern der britischen Inseln wurden solche Dekore weniger verstanden und wie sollte man sie erklären? Sie hatten keine Funktion, sie erwärmten lediglich das Herz des Betrachters.

Technik vom Original.

Bei der Markteinführung verfügten Austin Seven Countryman und Morris Mini Traveller über 848 ccm Hubraum und 34 PS. Ab 1967 waren es dann 998 ccm und 38 PS, bei 674 bzw. 660 kg Leergewicht und einer Länge von rund 3,30 m durchaus ausreichend. Die Ausstattung der auf mehr Nutzwert ausgelegten Minis entsprach stets der De-Luxe-Version. Ab 1961 konnte sich der Käufer in England auch für die schlichtere Glattblech-Variante entscheiden. Sie war aber gerade mal 19 Pfund günstiger.

Woodie Sixties.

1969 endete die Produktion dieser hübschen kleinen Kombis nach rund 207.000 Exemplaren. Nachfolger wurde der Clubman Estate mit dem nagelneuen, etwas eckigen Minigesicht. Dem klebte man das Holz nur noch als Plastikfolie auf die Seite, wie es die Amerikaner liebten. Der Gentleman schwieg dazu und seufzte. So löscht die Zeit eben irgendwann alle Traditionen aus.

Umso schöner heute, denn Mini Kombis mit Fachwerkverblendungen wärmen wieder ganz besonders unser Herz. Sie haben ihren Preis und auch ihre Wertentwicklung kennt nur eine Richtung – nach oben. Wer allerdings ein linksgelenktes Exemplar möchte, muss Geduld mitbringen. Denn wie schon gesagt, auf dem Kontinent verstand man das „Holz vor der Hüttn“ nie so richtig.