Der erste Rolls-Royce, als Einzelstück zur Präsentation „Silver Ghost“ genannt, war 1906 eine ebenso spektakuläre wie beeindruckende Sensation. Extrem leistungsfähig, dazu sehr leise und von einer bis dorthin kaum gekannten Robustheit und Zuverlässigkeit. Von Anfang an war er zu spüren, jener besondere Mythos Rolls-Royce.

Modern Times.

Die Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg veränderten alles. In England folgte einem kurzen Wirtschaftsboom eine lange Rezession mit hoher Arbeitslosigkeit. Bei Rolls-Royce entschied man sich darum zu einer neuen Modellpolitik, weg von nur einem, hin zu zwei verschiedenen Typen. So gab es jetzt mit dem „20 hp“ ein kleineres Modell und 1925 löste der „New Phantom“ den „Silver Ghost“ ab, der als Modellreihe bis zu diesem Zeitpunkt offiziell nur „40/50 hp“ genannt wurde.

Bereits 1929 folgte der „Phantom II“ als konsequente Weiterentwicklung und Verbesserung. Der 7,7 Liter große Sechszylindermotor bildete zusammen mit dem Getriebe nun eine Einheit, entsprach aber weitgehend dem Vorgängermodell. Gänzlich neu war dagegen das Fahrgestell, es war um 230 Millimeter niedriger und flacher ausgelegt, sparte Gewicht und verbesserte die Fahreigenschaften. Ebenso neue Halbelliptikfedern vorne und hinten erhöhten den Komfort.

Master’s Voice.

Henry Royce war ein leidenschaftlicher Techniker und hatte ein Team hervorragender Ingenieure um sich versammelt, er selbst pflegte seine Ideen gerne auf allen möglichen Papieren zu skizzieren und weiterzureichen, aufwendige Detailarbeiten lagen ihm weniger. 1928 lief der erste völlig neue Fahrgestell-Prototyp, der Karosseriebauer Barker lieferte dazu eine sehr elegante „Sports Saloon“-Ausführung. Der Kunde konnte später wählen zwischen einem mit 3,66 Meter etwas kürzerem Fahrgestell oder der 3,81-Meter-Langversion. Eindrucksvoll waren auch die Fahrleistungen. Der Motor leistete 120 PS und ermöglichte nicht zuletzt wegen der verbesserten Aerodynamik eine Höchstgeschwindigkeit bis zu 145 km/h und eine Beschleunigung von knapp unter 20 Sekunden auf Hundert. Ende der 20er-Jahre schon eher die Werte eines Sportwagens und für einen Wagen dieser Größe und Ausstattung äußerst beeindruckend.

Serienweise Einzelstücke.

Da Rolls-Royce bis zum Modell „Silver Dawn“ 1949 selbst stets nur Fahrgestelle baute und die Karosserien so renommierten Fachbetrieben wie Park Ward oder H.J. Mulliner überließ, war im Grunde auch jeder „Phantom II“ ein Einzelstück. Geschlossene Limousinen reihten sich neben Cabriolets und Coupés, spektakuläre Objekte mit hölzernem Bootsheck entstanden ebenso wie besonders farbenprächtige Luxusausführungen für die mächtigsten Herrscher der Welt. Keine andere Firma dürfte wohl eine so große Vielfalt an individuellen Stilen, Moden und Klassikern hervorgebracht haben wie die Marke mit dem Ehrgeiz zur absoluten Perfektion.

Ende einer Ära und Legende.

1933 starb Sir Henry Royce nach langer Krankheit, er wurde 70 Jahre alt. Charles Rolls war bereits 1910 bei einem Flugunfall ums Leben gekommen, mit gerade mal 32 Jahren. Mit dem „Phantom II“ endete Henry Royce unermüdlicher Beitrag zu einem perfekten Automobil, seine Nachfolger blieben diesem Geist aber unverändert bis heute verbunden.