Jim Predmore musste lange warten, bis er seinem Freund den Mini Cooper S abkaufen konnte, sagenhafte 35 Jahre. Doch dann stieß er bei der Restaurierung an seine eigenen Grenzen und es dauerte weitere lange Jahre, bis der einstige kleine Rennwagen wieder zurück auf die Piste fand. Kein Wunder, dass Jim ihn heute am liebsten jeden Tag fahren möchte.

Kapitel 1: Ein seltsames kleines Auto.

Jim Predmore lebte 1968 im sonnigen Süden Kaliforniens, als sich ein guter Freund von ihm ein Auto kaufte, das auffiel, weil es so anders war. Jim hatte dieses Modell noch nie gesehen und es ging ihm damit wie den meisten seiner Landsleute. Dieses Auto war nämlich geradezu winzig. Es handelte sich um einen Austin Mini Cooper S aus dem Baujahr 1966, also die berühmte Sportversion des Mini, von der nur ca. 1300 Stück den Weg in die USA fanden. Auch ein normaler classic Mini stand dort nun wirklich nicht an jeder Ecke, doch der Cooper hat dazu noch eine echte Rennwagen-DNA. Sein Motor holt aus bescheidenen 1275 ccm Hubraum satte 80 PS, moderne Scheibenbremsen vorne und Doppeltanks für bessere Reichweite und Gewichtsverteilung sind nur ein paar der sportlichen Extras. Jims Freund fuhr damit regelmäßig auf dem Riverside International Raceway, bis seinen Cooper 1971 ein Motorschaden ereilte. Der kleine Renner wurde daraufhin in einer Garage weggestellt und sollte irgendwann repariert werden. Doch dieses Vorhaben geriet bald in Vergessenheit.

Kapitel 2: Niemals aufgeben.

Jim fand den Mini Cooper S seines Freundes vom allerersten Moment an toll, also wollte er ihn seinem Freund abkaufen. Aber da war nichts zu machen. Auch wenn der Wagen nicht mehr lief und sich der Staub darauf türmte, sein Freund wollte sich auf keinen Fall davon trennen. Und so ging es jahrelang, Jim machte ein Angebot und bekam einen Korb. Erst 2006, sagenhafte 35 Jahre später, ließ sich sein Freund breitschlagen, und für 4000 Dollar schob Jim den Cooper tatsächlich nach Hause. Die große Freude aber bekam schnell Risse, denn es folgte die ernüchternde Erkenntnis, dass sehr viel Arbeit nötig sein würde, um den ehemaligen Rennwagen wieder so wie damals fahren zu können. Der defekte Motor war komplett zerlegt, in den Sitzpolstern hatten sich Mäuse eingenistet und nach der langen Standzeit brauchten praktisch alle Teile Zuwendung. Seit dem Kauf war Jim Mitglied der Mini Owners of America San Francisco, dort spottete man über seine Neuerwerbung und nannte den Wagen nur noch „Lumpy“. Jim ignorierte das, er wollte sowieso keine Vollrestauration durchziehen, sondern ein originelles kleines Alltagsauto.

Kapitel 3: Eine Kiste mit Rädern.

Der britische Autokonstrukteur Sir Alec Issigonis schuf Ende der 1950er-Jahre ein neues Konzept, das später zum Vorbild aller Kleinwagen werden würde, eine echte Revolution, den classic Mini. Platz für vier Personen plus Gepäck bei nur 618 Kilo Leergewicht. Diese „Kiste auf Rädern“ kam 1959 auf den Markt und war gerade mal 3,05 m lang, 1,35 m hoch und 1,41 m breit. Der große Erfolg ließ zuerst eine Weile auf sich warten, doch bald erlangte der Mini Kultstatus und so wurden bis zum Produktionsende im Jahr 2000 fast 5,4 Millionen Stück gebaut. Superstars wie die Beatles, Peter Sellers, Steve McQueen, Clint Eastwood oder Paul Newman waren begeisterte Mini Fahrer.

Kapitel 4: Da muss der Fachmann ran.

Jim krempelte die Ärmel hoch und machte sich ans Werk. Er begann das Auto zu zerlegen, neue Teile zu suchen, sich in die Materie zu vertiefen. Nach zweieinhalb Jahren Auseinanderbauens schwante ihm, dass alles noch viel länger dauern würde, als er gedacht hatte. Also brachte er den Wagen zu John Becker, dessen Werkstatt auf britische Autos und besonders auf classic Minis spezialisiert ist. Dort wurde die Mechanik überholt, die Karosseriearbeiten erledigte Jimmy Auto Body. Jim entschied sich gegen das originale Grün und wählte lieber ein Mercedes-Rot mit weißem Dach. 2011 war der so lang ersehnte Mini Cooper S dann tatsächlich fertig. Was für ein Moment.

Kapitel 5: Jims perfektes Alltagsauto.

Fünf Jahre hatte Jim gebraucht, bis er sich endlich hinters Steuer setzen und losbrausen durfte. Dabei wusste er noch nicht einmal, wie sich so ein classic Mini überhaupt fährt. Er war begeistert vom Fahrgefühl und der Straßenlage, es war mehr, als er erwartet hatte. Inzwischen ist er sogar der Vorsitzende der Mini Owners of America San Francisco. Sein „Lumpy“ hat mittlerweile ein paar Wettbewerbe gewonnen und wurde für manches Magazin fotografiert. Doch Jim nutzt ihn am liebsten für das, wofür er gebaut wurde – zum Fahren. Nach so langer Zeit des Wartens auch keine Überraschung.