„Da sprach der alte Häuptling“ …, kennen Sie diesen Gus-Backus-Hit der 1960er-Jahre noch? Anfang Dezember 2015 kam der Schlagersänger höchstpersönlich in die Ausstellung „Familienangelegenheiten“, um alte Erinnerungen mit zwei Ikonen aufzufrischen: dem BMW 507 und Elvis Presley, dem King of Rock. Denn 1958 hatte er den bayerischen Roadster ganz in seinem Element erlebt und am Steuer den King himself.

Alles lief glänzend für Gus Backus und seine Del-Vikings. Ihr Song „Come Go With Me“ stürmte die US-Charts und wurde über sechs Millionen Mal verkauft. Doch 1957 verlegte die US Air Force den Musiker nach Deutschland. Hier kannte ihn kaum jemand. Bevor sich das in den 60er-Jahren schlagerartig änderte, stand erst mal Kasernenleben in Wiesbaden auf dem Programm.

Im Herbst 1958 dann plötzlich „Phone call for private Backus!“. Es ist der King himself, Elvis Presley. Der hatte nämlich erfahren, dass er nicht der einzige Sänger war, den man nach Deutschland verlegt hatte. „Er fragte mich sofort, wie gut mein Deutsch sei. Schließlich wusste er, dass ich schon ein knappes Jahr hier war“, erinnert sich Backus, der heute mit seiner Frau bei München wohnt. „Ich sagte, dass mein Deutsch gerade mal reiche, um zwei Bier zu bestellen. Passt schon, muss Elvis gedacht haben, denn er bat mich, ihn zu begleiten, und vielleicht auch ein bisschen zu dolmetschen.“ Elvis wollte die vielgepriesene deutsche Autobahn einmal gründlich testen. Nicht in irgendeinem Auto, sondern im BMW 507, dem damaligen Topmodell aus München.

„Er hatte mir eine Hoteladresse im hessischen Bad Nauheim genannt. Ich setzte mich in mein Auto, fuhr hin und traf ihn in der Lobby. Elvis war damals zwar schon der King of Rock ’n’ Roll – aber eben auch ein ganz normaler GI wie ich. Mit Elvis’ Auto ging’s dann nach Frankfurt zu einem BMW Händler. Ich hatte ernste Bedenken, ob ein Autohändler, der bei Sinnen war, zwei dahergelaufenen GIs allen Ernstes einen derartigen Sportwagen anvertrauen würde. Aber Elvis’ Ruhm öffnete uns alle Türen.“

So unschuldig der BMW 507 in seiner weißen Lackierung auch ausgesehen haben mochte: Mit der 150 PS V8 unter der Haube war er für die beiden jungen GIs schon etwas Besonderes. „Elvis fuhr wie ein Henker! Vollgas, Bremsen, Spurwechsel. Zwischen anderen Autos durch – es war die Hölle“, erzählt Backus. 

Doch der King of Rock ‘n’ Roll muss sich königlich amüsiert haben, sonst hätte er sich nicht unmittelbar nach dieser Fahrt einen BMW 507 bestellt, der schon im Winter an ihn ausgeliefert wurde. „Ich selbst bin der lebende Beweis, dass Elvis am Ende doch kein schlechter Fahrer war. Aber genießen konnte ich es wirklich nicht. Sondern war froh, als wir den Wagen wieder ohne einen Kratzer abgeben konnten. Doch die Zeit mit Elvis war eine großartige Erfahrung. Am nächsten Tag schrieb ich gleich meiner Mutter, dass ich mit Elvis Presley zusammen 100 Meilen über die Autobahn gefahren bin. Sie konnte das kaum glauben.“

Während Elvis nach seinem Wehrdienst in die Staaten zurückkehrte, blieb Gus Backus in Deutschland und zündete die zweite Stufe seiner Karriere. Mit Schlagern wie „Der Mann im Mond“, „Brauner Bär“ und „Weiße Taube“ und „Da sprach der alte Häuptling“ eroberte er die deutschen Charts. 1962 dann der Ritterschlag der Popkultur: Gus Backus erscheint als 18-teiliger Starschnitt in der BRAVO.

Bei seinem Besuch im BMW Museum lässt Gus es sich nicht nehmen, sich hinter das Steuer eines weißen BMW 507 zu setzen. Ob es dasselbe Auto ist, in dem er vor über 50 Jahren mit Elvis unterwegs war? Bei nur 254 gebauten Exemplaren und der äußerst überschaubaren Zahl in weißer Lackierung gar nicht mal so unwahrscheinlich.

Der rote BMW 507, den sich Elvis gleich nach seiner Probefahrt gekauft hatte, ist inzwischen im Besitz der BMW Group Classic. Er wird zurzeit wieder in genau den Zustand versetzt, in dem ihn der King of Rock ’n’ Roll am 20. Dezember 1958 von BMW erhalten hat. Wir sind gespannt auf das Ergebnis – Gus sicher auch.