Nach 27 Jahren Pause kehrte BMW 1993 mit der F 650 zurück in den Markt der Einzylinder-Modelle. Wendige Enduros hatten inzwischen die Städte erobert, „Funduros“ wie die neue BMW wollten hier neue Akzente setzen. Schlank und sportlich, leicht zu fahren und mit ihrer lässigen, unkomplizierten Art war die F 650 genau das Richtige auch für Umsteiger und Wiedereinsteiger. Die F-Reihe traf den Nerv der Zeit und wurde ein großer Erfolg.

Der innerstädtische Verkehr hat schon lange ein Problem. Es sind einfach zu viele, die sich den engen Raum miteinander teilen müssen. Ein schlankes Motorrad macht da natürlich Laune und es kennt auch keine Parkplatzsorgen. In den 1980ern tauchten vermehrt Enduros auf, die eigentlich ja in Städten nichts verloren hatten. Ihre Wendigkeit und Coolness aber faszinierten ungemein, vergleichbar mit dem neuen Trend zum Geländewagen. So entstand bei den Entwicklern von BMW die Idee für eine „Funduro“, also eine Enduro, die auch ohne Gelände richtig Laune macht. Kleiner, kompakter und auch günstiger als die sehr erfolgreiche G/S sollte sie sein, denn die gab es ja bereits. Die F 650 war geboren und mit ihr kehrte der Einzylinder zurück zu BMW. 

Alles schon mal dagewesen. Doch ganz anders.

Einzylinder-Motorräder wie zuletzt die BMW R 27 boten lange Zeit eine Möglichkeit, angemessen motorisiert vorwärtszukommen, ohne sich finanziell verbiegen zu müssen. Sie waren vernünftig im besten Sinne, echte Fans aber träumten von mehr. Darum endete bei BMW 1966 die Produktion und es gab fortan nur noch Boxermodelle, also Zweizylinder. Der Markt hatte sich stark verändert, Motorräder fuhr man jetzt, weil man es einfach liebte, alle anderen saßen längst in Autos. Die Zeit der preisgünstigen Fortbewegungsmittel aus wirtschaftlicher Not war endgültig vorbei.

Konstruktion BMW. Fertigung in Österreich und Italien.

Die technische Konzeption und Auslegung lieferten BMW Ingenieure, doch gebaut wurde der Motor bei Bombardier-Rotax in Österreich, von den Bändern lief die F 650 bei Aprilia in Italien, wo man mit der Pegaso 650 ein ähnliches Modell anbot. Erstmals übernahm auch eine Kette den Antrieb, was von gusseisernen Traditionalisten misstrauisch beäugt wurde, sich aber auch aus Kostengründen bewährte. Aus 643 ccm Hubraum schöpfte der Motor 48 PS und sorgte für einen maximalen Speed von 163 km/h bei einem Trockengewicht von gerade mal 189 Kilogramm.

Das Überall-Motorrad.

Das Besondere an der F 650 war ihre Tauglichkeit als perfekter Allrounder. Mit entsprechenden Reifen konnte sie Gelände, doch punkten wollte sie vor allem auf Asphalt. Kurvenreiche Landstraßen und schmale Nebenwege, dazu der enge und hektische Nahkampf in den Städten waren genau ihr Ding. Die 1996 ergänzte F 650 ST war noch stärker straßenbetont. Beide Versionen boten einen ordentlichen zweiten Soziusplatz und Komfort auch für lange Strecken. Wiedereinsteigern und Anfängern machte sie es leicht. Nur besonders günstig war sie nicht, anfangs kostete sie 5.397 DM. Damit war sie aber immerhin die preiswerteste BMW. 

Just in Time.

Die F 650 wurde zum großen Wurf, sie traf den Nerv der Zeit perfekt und schrieb den Erfolg der G/S nach unten in eine kleinere Klasse fort. Geplant waren 35.000 Stück, bis 1999 wurden es dann fast doppelt so viele, nämlich 64.000, die bei Aprilia vom Band rollten. Danach erfolgte eine gründliche Überarbeitung und Verlegung der Produktion nach Berlin ins BMW Stammwerk. Heute erfreut sich die F 650 schon eines gewissen Youngtimer-Status, wenngleich sie sich immer noch ungemein „frisch“ anfühlt. Eine echte „Funduro“ eben, lebenslänglich.