Starke Motorleistung und knackiges Fahrwerk ohne dazu passende Sitze sind kaum der halbe Spaß. Denn wer in Kurven verzweifelt nach Halt suchen muss, kann kein guter Fahrer werden. Sportsitze versprachen früh Abhilfe und sind auch heute oft problemlos nachrüstbar.

 

Nach dem Krieg fing es bescheiden an. 20 oder 30 PS taten es allemal, die Erinnerung an die schlechte Zeit machte geduldig. Nicht Sitzkomfort zählte, sondern die Möglichkeit, überhaupt zu fahren. Kleinwagen taten sich besonders schwer. Mangels Innenraumgröße kauerten die Fahrgäste in so etwas Ähnlichem wie Campingstühlen, manche Sitze ähnelten gar Hockern. Große Wagen dagegen pflegten zuerst vor allem den ausladenden Wohnzimmerstil, also breit, weich und sehr flach. Dazu gesellten sich die noch oft schlechten Straßen voller buckliger Pflastersteine und fantasievollem Teer-Flickwerk. Während das Gesäß dann die Straßenoberfläche durch munteres Auf und Ab nachbildete, zuppelte die starre Rückenlehne rasch das Hemd aus der Hose oder die Bluse aus dem Rock.

 

Du fährst, wie du sitzt.

In den Sechzigern wuchs die Motorleistung rapide, neue Straßen mit schwungvollen Kurven wurden gebaut, und die Fahrer wussten oft nicht, wo sie sich festhalten sollten, wenn die Fuhre rollte wie noch nie. Meistens wählten sie dann die schlechteste aller Möglichkeiten, nämlich das dafür völlig ungeeignete Lenkrad. Leider wollte dieses genau in die andere Richtung gedreht werden, als die Fliehkräfte zerrten.

Sport- und Rallyefahrer suchten als Erste nach Auswegen, und heraus kam ein Sitz, der beides gleichermaßen konnte, nämlich Seitenhalt geben und bequem sein. Oft unterschieden sich Fahrer- und Beifahrersitze, mehr Schale für den Piloten und sein Popometer, mehr Komfort und Lehnenverstellung für den Co. Perfektes Umfeld für Zubehörhersteller.

Scheel oder Recaro entwickelten früh verschiedene Modelle für ganz unterschiedliche Ansprüche und machten sich bereits vor über einem halben Jahrhundert schnell einen Namen. Bald konnte man spezielle Sitze beim Kauf als Extra bestellen oder vom Händler nachrüsten lassen. Da es sie schon so lange gibt, sind sie auch heute für Fahrer historischer Modelle höchst interessant. Denn mit ihnen bleibt der Wagen in seiner Zeit, sportlichen Modellen wie den legendären TIs stehen sie dazu ausgezeichnet. Im Grunde sind Sportsitze wie Lederlenkräder oder Breitreifen, sie verleihen dem Wagen eine ganz besondere Note.

 

Nachrüstung.

Natürlich müssen Sportsitze den Zulassungsvorschriften entsprechen, das bedeutet eine mindestens um 15 Grad verstellbare Rückenlehne. Selbst ausgeprägte Schalensitze bieten das an, feste Plastikschalen, wie sie früher in Kleinanzeigen beworben wurden, scheiden aber aus. Vorklappbare Sitzlehnen sind bei Zweitürern eine Notwendigkeit, um die hinteren Sitzplätze nicht gestrichen zu bekommen. Doch kann eine klappbare Konsole helfen, das Problem zu umgehen. Für das H-Kennzeichen gelten auch bei Sitzen einige Regeln. Alte Testberichte mit Bildern können helfen, umgerüstete Fahrzeuge als durchaus korrekt zu belegen, nur bei Farben oder gar Streifenmustern wird es schwieriger, wenn der Wagen aus einer ganz anderen Epoche stammt.

Alte Sportsitze sind lange schon gesuchte Raritäten, aber selten sind sie nicht. Die Preise fallen sehr unterschiedlich aus, neben dem Erhaltungsgrad sind bestimmte Modelle gesuchter als andere, hier muss jeder selbst entscheiden, was er will und wie viel er dafür ausgeben möchte. Breite und Größe des Sportsitzes können allerdings ein Problem werden, besser vorher genau nachmessen.

Jeder Autosattler kann einen alten Sitz aufbereiten, passende Stoffe für viele Sitze und Modelle gibt es zum Beispiel im Teileprogramm der BMW Group Classic. Natürlich ist eine qualitativ gute Arbeit nie billig. Es gibt aber auch ein breites Angebot an neuen Sportsitzen im alten Design. Sie ähneln Rennsport- oder Komfortmodellen der Vergangenheit. Die Preise beginnen bereits bei 300,– Euro, eine Konsole kommt immer extra dazu.

 

Fazit.

Wer seinen sportlichen BMW gerne länger oder schneller oder beides bewegt, kann mit Sportsitzen die Freude am Fahren erhöhen. Da am Fahrzeug selbst nichts dauerhaft verändert werden muss, ist eine Rückrüstung in den Originalzustand jederzeit möglich. Doch sollte man unbedingt VOR dem Kauf klären, ob der Sitz, den man sich wünscht, überhaupt zulassungsfähig ist, und wie es um den Erhalt des H-Kennzeichens steht, falls man denn eins hat. Vieles ist möglich, aber eben nicht alles.