Seit 1978 gibt es die International Mini Meetings, in diesem Jahr fand das große Treffen der kleinen Autos zum ersten Mal in Litauen statt. Warum dort? Warum nicht! Das dachte sich wohl auch die Mitorganisatorin Inga Narauskaite, die durch einen glücklichen Zufall zu ihrer großen Liebe, dem Mini, fand.

Mit dem kleinen Auto auf große Tour? Litauen ist nicht gerade das Naheliegendste, das man sich als Reiseziel heraussuchen kann. Und es liegt auch nicht im klassischen Verbreitungsgebiet des classic Mini.

Dass das IMM 2015 dennoch dort ausgetragen wurde, liegt an Inga Narauskaite. Sie war 2009 als Rucksacktouristin in ganz Europa unterwegs und wurde als Anhalterin von italienischen Mini Enthusiasten mit nach Birmingham auf das damalige International Mini Meeting, kurz IMM, mitgenommen. Ihr gefiel die Stimmung auf dieser Veranstaltung so gut, dass sie sich, wieder zu Hause angekommen, nicht nur einen eigenen Mini zulegte, sondern in ihr der Gedanke reifte, selbst ein solches Event in ihrer Heimat auszurichten.

Zarasai, ein verträumtes 10.000-Seelen-Städtchen im Nordosten des baltischen Staates, bot die idealen Voraussetzungen für ein cooles Open-Air-Event. Auf einer grünen Halbinsel inmitten des Sees Zarasas gab es großzügige Möglichkeiten zum Campen und viele weitere Aktivitäten.

Und die Möglichkeiten wurden genutzt! Versierte ältere Herren machten sich daran, einen classic Mini zu zerlegen, zu begutachten und wieder zusammenzubauen. Beobachtet von Dutzenden interessierten Jungschraubern, die hier wirklich noch etwas dazulernen konnten. Andere spielten lieber Kicker, grillten, fachsimpelten oder lernten einfach nur neue Freunde kennen. Auch für die Kinder der Mini Fans, also für die zukünftige Generation, war viel geboten. So durften sie sogar ein Auto bemalen – na ja, solange sie das nicht in der elterlichen Garage weitermachen …

Aus ganz Europa waren Mini Fans und Besitzer angereist, aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Slowakei, Ungarn, Belgien, Schweden, natürlich Großbritannien, Polen und Italien. Mit rund 800 Teilnehmern, verteilt auf 500 classic Mini und new MINI, waren es trotz der teilweise langen Anreise erstaunlich viele. Den weitesten Weg hatte übrigens ein Teilnehmer aus Nordirland, der mit seinem klassischen Mini 3.200 Kilometer nach Zarasai gefahren ist. Und er hat keinen Kilometer davon bereut, wie Dan Moloney beteuerte.

Der Ehrengast des diesjährigen internationalen Mini Meetings war der „Rallye-Professor“ Rauno Aaltonen, der im Jahr 1967 mit dem Mini Cooper S die Rallye Monte Carlo gewann.

Beim IMM steht der Spaß im Vordergrund – Motorengeheule, Burn-outs und Exzesse sucht man hier vergebens. Auf einem kleinen Handlingparcours treten jeweils zwei Fahrer mit ihren Autos im K-o.-Verfahren gegeneinander an, hier ist der Mini in seinem Element, denn Handlichkeit ist seine große Stärke. Doch der Geschicklichkeitsparcours dient mehr der eigenen Erbauung denn dem harten Wettkampf.

Eine kleine Rallye hatten die Organisatoren in Zarasai ebenfalls ausgearbeitet, aber eher im Stil einer Schnitzeljagd. Die Teilnehmer hatten genau eine Stunde Zeit, um loszufahren, die Fenster einer Kirche zu zählen und wieder zurückzukommen. Wohlgemerkt, genau eine Stunde, jede Sekunde mehr oder weniger kostete Strafpunkte. Die zweite Aufgabe war, in einer Stunde für exakt zwei Euro Süßigkeiten zu kaufen, sie in einem Kinderheim abzugeben und wieder zurückzukommen. Das mit dem Abzählen mag dann noch funktioniert haben, aber spätestens beim Abgeben der Süßigkeiten fingen die Probleme an: Die Kinder waren so begeistert von den Minis (und den Süßigkeiten), dass sie ihre neuen Traumautos in Bildern verewigt haben und den Fahrern schenkten. Diese revanchierten sich wiederum mit Sitzproben, und solange nicht jedes Kind einmal Probe gesessen hatte und die Hupe betätigen durfte, war es kaum möglich, den Hof zu verlassen. Damit war zwar die Ein-Stunden-Vorgabe nicht zu halten, aber die Laune der Fahrer war umso höher.

Die IMM 2015 in Zarasai in Litauen war ein Event der besonderen Art, denn kaum einer der Teilnehmer wäre unter anderen Umständen auf die Idee gekommen, in diesen Teil Europas zu reisen. Bereut hat es keiner, und wiederkommen würden sie alle gerne wieder.

Im nächsten Jahr findet das IMM in Lommel in Belgien statt. Mal sehen, was sich die Belgier einfallen lassen, um dieses Treffen der Extraklasse wieder zu einem solch außergewöhnlichen Event werden zu lassen.

Und wenn Sie mal wieder mit Ihrem Mini, egal ob klassisch oder neu, unterwegs sein sollten und eine Anhalterin am Straßenrand sehen, dann überlegen Sie nicht lange. Nehmen Sie sie mit, vielleicht können Sie ja einen neuen Fan gewinnen, der dann ein paar Jahre später ein großes Event für ein kleines Auto auf die Beine stellt.