BMW hatte sich sein sportliches Image hart erarbeitet. 1972 wurde es Zeit für einen Traumwagen, der zeigte, was man noch so kann. Der BMW Turbo war eine ebenso spektakuläre wie anspruchsvolle Studie, die Zukunftstechnologien in atemraubendes Design verpackte. Neben den auffälligen Flügeltüren waren es vor allem neue, geschäumte Stoßfänger, eine ausgefeilte Sicherheitstechnologie und ein kräftiger Turbomotor, die diese Studie zu einem Fenster in die automobile Zukunft machten.

1972 fand in München die Olympiade statt, genau gegenüber der BMW Zentrale, deren neues Verwaltungsgebäude – liebevoll „Vierzylinder“ getauft – zum weiteren Wahrzeichen wurde. Es war eine Zeit der Umbrüche und großen Herausforderungen, zu der ein Traumwagen wie der BMW Turbo perfekt passte. Denn er sah mit seinen Flügeltüren nicht nur spektakulär gut aus, sondern diente auch als rollender Versuchsträger für neue Technologien. Turbotechnik oder stoßabsorbierende Stoßfänger sind heute Alltag, damals waren sie Zukunftsmusik.

Das Mekka des Automobildesigns war lange Jahre Italien. Auch BMW ließ südlich der Alpen zeichnen, Bertone oder Michelotti schufen im BMW 3200 CS oder dem kleinen BMW 700 echte Meilensteine der Firmenhistorie. Doch der eigene Ehrgeiz ruhte dabei nie. Als BMW Chefstylist Paul Bracq 1971 den Auftrag zum Turbo bekam, zog er alle Register. Und da niemals an eine Serienfertigung gedacht war, nutzte er natürlich die vielen Freiheiten, die nur eine Studie bietet. Sein Traumsportwagen wurde ein reiner Zweisitzer mit Mittelmotor, ultraflach, leicht und dennoch sehr sicher. Der BMW Turbo sollte ein Zeichen für technische Innovation setzen.

Träume aus Schäumen.

Amerika verlangte damals massive Stoßfänger und sorgte dafür, dass sich schlichte Alltagsautos in grotesk wirkende „Panzer“ verwandelten. Ausgerechnet der BMW Turbo, ein Traumsportwagen, zeigte, dass es durchaus schöner ging. Er konnte Parkrempler ebenso gut wegstecken, doch sah man es ihm nicht an, denn Stoßstangen in herkömmlicher Weise gab es nicht mehr. Zum ersten Mal kamen bei ihm deformierbare, geschäumte Kunststoffelemente zum Einsatz, die nicht rissen und nach kleinen Remplern zurück in ihre alte Form federten. Dazu sorgte ein perfektioniertes System von Automatik-Sicherheitsgurten, einem speziellen Lenkrad-Prallschutz (allerdings noch kein Airbag) und einem massiven Überrollbügel für die Sicherheit der Passagiere. Nicht zuletzt die rot-orange, durch Farbverläufe an Front und Heck intensivierte Lackierung diente auch der Sicherheit.

Lademeister. Turbo statt Hubraum.

Die Turbotechnik war damals zwar nicht mehr neu, doch erlebte sie in den 70ern einen technischen Entwicklungsschub. Sie erlaubte es, kleine Motoren effizienter und leistungsfähiger zu machen. Der BMW Turbo bezog seinen klingenden Namen von der aufgeladenen Hochleistungsmaschine in seiner Mitte, einem 2-Liter-Vierzylinder mit 200 PS, dem durch Anheben des Ladedrucks auch bis zu 280 PS entlockt werden konnten. Der mit 980 kg ziemlich leichte Turbo kam damit auf 250 km/h Spitze und beschleunigte in 6,6 Sekunden auf Hundert, damals Traumwerte.

Die rotglühende Ikone.

Der BMW Turbo wurde zum ganz besonderen Meilenstein des BMW Designs, er zeigte neue Möglichkeiten und Lösungen, die später in Serienmodellen weitergeführt wurden. Manchmal waren das auch nur Details, wie die beiden BMW Embleme am Heck des BMW M1 von 1978 – sie trug der BMW Turbo sechs Jahre zuvor zum ersten Mal.