Als die Comedian Harmonists 1930 das sonnige Wochenende besangen, beflügelte auch eine noch junge Errungenschaft ihren großen Erfolg: das Radio. Zum ersten Mal ließen sich Musik und Nachrichten überall hören, egal wo man sich befand, und das mitunter live. Auf der ganzen Welt faszinierte es sofort die Menschen. Ein gänzlich neues Medium war da entstanden, schneller als jede Tageszeitung, aber gleichzeitig auch so unterhaltsam.

Erst seit 1923 gab es in Deutschland überhaupt so etwas wie Programm und das hatte anfangs seinen Preis, die Rundfunkgebühr betrug sage und schreibe 780 Milliarden Papiermark, denn leider war gerade Inflationszeit. Kaum ein Jahrzehnt später ließ sich dieser Luxus auch bei uns am Steuer genießen, nachdem es in den USA längst sehr erfolgreiche Hersteller gab. Ein Autoradio war in jener Zeit allerdings schwer, brauchte Platz und fraß Strom, aber es machte die Menschen glücklich, vor allem, wenn es beliebte Schlager spielte wie die von den Comedian Harmonists.

Wirtschaftswunder.

In den Fünfzigerjahren wurde das Autoradio rasch Allgemeingut, blieb zwar noch recht teuer, aber das war der Wagen ja auch. Jeder Autohersteller verlangte ein eigenes, dem jeweiligen Modell angepasstes Gerät und verkaufte es am liebsten gleich selbst bei der Neuwagenbestellung, einschließlich Antenne und Entstörung. Warum das lukrative Geschäft auch anderen überlassen?

Komfort gesellte sich hinzu. Stationstasten ersparten das lästige Herumdrehen und Suchen nach Sendern. Die Transistortechnik ließ Maße und Gewicht dramatisch schrumpfen. Der DIN-Schacht kam und mit ihm die leichte Nachrüst- oder Umrüstmöglichkeit. Auf dem Zubehörmarkt tummelte sich ein breites Angebot, große Hersteller wie Blaupunkt oder Becker belieferten sowohl Hersteller wie auch Privatkunden. Billigmarken großer Versandhäuser mischten mit und schnell eroberten sich die Japaner einen großen Anteil. Das Autoradio war zum Allgemeingut geworden.

My Generation …

Die Sechziger brachten die Tonbandkassette, von nun an musste der Fahrer nicht mehr allein nur das anhören, was ein Sender für ihn vorgesehen hatte – sehr verlockend. Radios ohne Kassettenfach wurden darum schnell zum Ladenhüter. Wer in den bunten Siebzigern jung war, investierte nicht in Rostvorsorge, denn dafür war es eh meist zu spät, sondern in den „Sound“. Große Boxen eroberten ebenso die Innenräume wie unbeschriftete Kassetten, von denen keiner mehr wusste, was drauf war.

Der Kassette folgte die digitale CD, die sich mit einem komfortablen Wechsler im Kofferraum verbinden ließ. Sie setzte mit ihrer Wiedergabebrillanz neue Maßstäbe, bis sie zuletzt an den Waldrand verbannt wurde, wo sie – vom Fortschritt überrollt – nur noch Wildtiere vom Überqueren der Fahrbahn abhalten durfte.

Das MP3-Format ließ die Datenmenge schrumpfen, Smartphones und USB-Sticks fassen gewaltige Mengen an Bits und Bytes. Streamingdienste im Internet machen selbst das schon wieder überflüssig. Wer seinen Zugang zur Welt ständig bei sich trägt, ist eigentlich auf das Autoradio nicht mehr angewiesen. Dennoch ist es bei den meisten Fahrern nach wie vor als Informations- und Unterhaltungsquelle erste Wahl.

Zeitmaschinen.

Manch einer freut sich darum, wenn im Oldtimer alles wieder wie früher sein darf. Wenige Tasten müssen reichen, die Empfangsqualität entscheidet die Senderwahl. Man hört, was gerade nicht rauscht. Oder knackt. Oder pulst. Drei Kurven später muss nachjustiert werden und an der nächsten Ampel nickt man im Beat der Zündfolge der alten Vespa, die vor einem wartet. Gerade weil der Kontrast so groß ist, ist er reizvoll.

Die Instandsetzung alter Autoradios ist oft problemlos, wenngleich nie ganz billig. Mehrere Spezialfirmen haben sich auf diese Nische spezialisiert und bieten neben restaurierten Komplettgeräten auch Zubehör wie Teleskopantennen oder dem jeweiligen Fahrzeugtyp entsprechende Blenden an. Staunenswert, was es alles (wieder) gibt.

Digitale Nostalgie.

Wer auf so viel hörbare Nostalgie dann doch keine Lust hat, auf den wartet eine Vielzahl moderner Geräte im klassischen Outfit, die auch kritischen Augen standhalten. Größe und Anschluss erlauben den problemlosen Einbau in alte (DIN-Schacht-)Armaturenbretter, Klang und Bedienung sind auf Höhe der Zeit. Hier gibt es auch keinerlei Probleme mit den strengen Auflagen des H-Kennzeichens bezüglich der Optik – die perfekte Lösung schlechthin.

Doch auch eine Vielzahl an Zwischenlösungen bieten sich an, die mal das alte Kassettendeck nutzen, oder die Daten ans Gerät senden, die man dann auf einer bestimmten Frequenz empfangen kann. Hier variiert die Klangqualität allerdings beträchtlich.

Fazit.

Radio und Musik sind im Oldtimer so selbstverständlich wie im Neuwagen. Der Klanggenuss entspricht dem Baujahr, lässt sich aber gut und passend modernisieren. „Wochenend und Sonnenschein“ darf auch im Oldtimer gut klingen.