Ziggy Stardust alias David Bowie ist tot. Der überaus schillernde Popstar starb im Januar 2016 mit gerade mal 69 Jahren in New York. Neben seinen großartigen Liedern und Bühnenshows schuf der vielseitige Star auch einen classic Mini ganz nach seinem Geschmack. Er tauchte den flotten Flitzer dazu komplett in glänzendes Chrom, selbst die Scheiben. Die ganze Welt sollte sich darin spiegeln. Das kleine Auto wirkt wie ein kostbarer Edelstein auf Gummireifen. Am liebsten würde man ihn zusammen mit Schmuck und Goldmünzen in eine Schatztruhe packen.

1999 feierte der Mini seinen 40. Geburtstag und gehörte damit zu den wenigen sehr lange Zeit gebauten Klassikern der Automobilgeschichte. Zu jenen Autos, deren Produktion nie eingestellt wird, weil man sich ein Leben ohne sie lieber gar nicht erst vorstellen will. Der classic Mini bekam 2001 mit dem New MINI einen würdigen Nachfolger und einen ehrenvollen Platz als Meilenstein des Automobilbaus.

David Bowie war nicht nur ein vielseitiger Künstler, sondern galt auch als überaus höflicher und freundlicher Mensch, was im Showbiz eher die Ausnahme ist. Liest man seine Interviews, bemerkt man sehr schnell seine Schlagfertigkeit und den feinen Witz, der seine Worte untermalt. Für die „Designer Mini“ wurden im Herbst 1998 verschiedene Künstler aus Mode oder Musik wie Kate Moss und Paul Smith eingeladen, einen classic Mini zu gestalten. Es sollte ein Highlight zum Geburtstag des Mini im nächsten Jahr werden. Während die beiden Genannten mit bunten Streifen (Smith) oder einem Spinnennetz auf dunklem Lack (Moss) noch näher beim ursprünglichen Auto blieben, schuf Bowie einen classic Mini, der wie ein polierter Silberbarren die gesamte Umgebung widerspiegelte, ganz ohne (von außen) durchsichtige Scheiben. Einzig die Rückleuchten und Reifen blieben unangetastet, denn der Wagen sollte wenigstens prinzipiell fahrbar bleiben.

David Bowie wollte mit dem spiegelnden Chrom vor allem erreichen, dass der classic Mini fortan nicht mehr ohne sein Umfeld betrachtet werden kann. Er bleibt stets darin eingebunden, egal wo er auch stehen mag, weil sich eben alles in ihm spiegeln muss. Er hat keine eigene Farbe, kein Muster. Das ist eine ebenso kluge wie raffinierte Überlegung für ein Auto, bewegt es sich doch gewöhnlich durch ständig wechselnde Räume, bei Tag und Nacht, im Winter wie im Sommer. Bowie selbst sprach von des Königs neuen Kleidern, nahm also Bezug auf das Märchen, in dem der König nackt dasteht, sich aber einbildet, neu und vorzüglich gekleidet zu sein. Es gefiel ihm, dass jeder Betrachter den Wagen und zugleich sein eigenes Gesicht sieht, also Teil des Objekts selbst wird.

Wofür steht der classic Mini für David Bowie? Der Künstler antwortete mit nur einem Wort: Parken. Und auf die Frage, warum das Konzept des Mini so lange überleben konnte, wiederholte er es: Parken. Dieses Problem begleitet jeden Großstädter schon lange, und London ist für Parkplatzsuchende seit jeher eine Herausforderung. Für Bowie stand fest: Der Mini wurde für die Stadt gebaut.

Doch auf die Frage nach weiteren britischen Design-Ikonen fiel David Bowie kein Auto mehr ein. Da sagte er nur: „Das Sandwich.“